Die Kreml-Kinder lieben den Westen
Die Herrscher in Moskau verteufeln den Westen wegen Sittenverfall und Kulturverlust. Doch genau dort lassen sie ihre Söhne und Töchter ausbilden und leben. Präsident Putin ist das beste Beispiel.

Wladimir Putin mag viele offene Rechnungen mit dem Westen haben. Für den früheren KGB-Offizier ist und bleibt der Zerfall der Sowjetunion die «grösste geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts». Das westliche Demokratiemodell betrachtet der Kreml-Herrscher als Gefahr für seinen autoritären Führungsstil. Ganz ablehnen will die russische Machtelite den Westen jedoch nicht. Vor allem dann nicht, wenn es um die eigenen Kinder geht. Weder in Russland noch im Phantomreich Noworossija («Neurussland») möchten Putin und seine Vertrauten ihre Sprösslinge zur Schule schicken, sondern im Westen. Dort also, wo Putin einen Wertezerfall vermutet, wo Sitten angeblich verfallen und nationale Kulturen untergehen.