«Die Hilfskräfte wären eher über- als unterqualifiziert»
Lehrermangel Hilfslehrer sollen Entlastung bringen, TA vom 13. August Wettbewerb in der Schulstube. O weh – «unqualifiziertes» Personal im Klassenzimmer! Eine Lehre oder eine Matura wären die einzigen Voraussetzungen. Man sollte sich doch auch daran erinnern, dass viele der heute noch aktiven Primarlehrer nach zwei Jahren Sekundarschule das zweijährige «Untersemi» besucht und mit 18 bereits für diesen Job qualifiziert waren. Fachlich sind diese Hilfskräfte also eher über- als unterqualifiziert. Aber das Unterrichten ist auch eine Gabe, der Beruf des Lehrers oft eine Berufung. Es könnte vereinzelt schon vorkommen, dass einzelne dieser «unqualifizierten» Hilfskräfte der qualifizierten Lehrperson bei Schülern und Eltern den Rang ablaufen, beliebter werden als diese. Nur, das wäre keine Abwertung des Lehrerberufs an sich, auch nicht der betroffenen Lehrpersonen. Es käme lediglich ein bisschen Wettbewerb in die Lehrerzimmer, ein Hauch von Selektion. Begriffe, die sich mit dem Beruf des Lehrers hierzulande noch nie haben verbinden lassen. Unsere Volksschullehrer sind sich aber gewohnt, ein Berufsleben lang zu bewerten, zu selektionieren und per Noten auszusondern oder zu fördern. Sie sollten also vollstes Vertrauen haben in dieses Selektionssystem. Elisabeth M. Gohl-Oesch, Züricht Bildungswesen nicht aufblasen. Wie lange soll unser Bildungswesen noch weiter aufgeblasen werden? Wenn unsere Lehrer sich weniger mit sich selbst, mit anderen Lehrern und Schulleitern herumschlagen müssten, könnten sie endlich wieder das tun, was sie eigentlich sollten: nämlich Schüler ausbilden. Erwin Müri, Feldmeilen Ressourcen anders einsetzen. Nur weil das Riff bei Ebbe sichtbar wird, kann man es wohl kaum verantwortlich machen für die Gezeiten! Dieses Bild wurde von Viktor E. Frankl verwendet, welcher damit aufzeigen wollte, dass man bei psychischen Störungen unterscheiden muss zwischen Ursache und Grund. Wenn mir beim Schneiden der Zwiebeln die Augen tränen, dann habe ich keinen Grund zum Weinen, weiss aber um die Ursache. Wenn wir also Hilfslehrer anstellen müssen, um einen Entlastung bei den Lehrkräften zu bewirken, wird einmal mehr diese Unterscheidung zwischen Ursache und Grund der Belastung nicht bedacht. Um gesetzte Ziele zu erreiche, braucht es Klarheit für die Umsetzung. Empirische Studien belegen, dass Personen mit unrealistischen Erwartungen und überhöhten, unklaren, illusionären Zielen Burn-out-gefährdet sind. Zudem erzeugt die subjektiv wahrgenommene Diskrepanz von Investition und der nicht immer klar definierten Zielerreichung dauerhaften emotionalen Stress beziehungsweise Unzufriedenheit. Der Prozess wird noch aufgeschaukelt durch die gesellschaftliche Erwartung, die eine Höchstleistung fordert. Wenn dann die Lehrkraft auch noch in eine Opferrolle verfällt – warum soll ich mich ändern und an mir arbeiten, wenn das Problem die andern sind? –, scheint der Aufschaukelungsprozess perfekt. In Basel-Stadt wurde die Mehrbelastung/Arbeitsplatzzufriedenheit der Lehrkräfte eruiert, und es wurde festgestellt, dass nur ein geringer Teil des enormen Mehraufwands einen Nutzen für die Kinder bringt. Wenn wir die Ressourcen anders einsetzen, benötigen wir keine Hilfslehrer. Stefan Schwarz, Oberwil Primarlehrer, Logotherapeut Nur einen halben Lehrerlohn. Seit Jahren leisten die Lehrer mediale Überzeugungsarbeit, um auf ihre mickrigen Löhne hinzuweisen. Ein anständiges Leben sei damit schlicht unmöglich. Daneben ist die zeitliche Belastung ernorm gestiegen und fast nicht mehr zu bewältigen. Was hilft, ist Hilfspersonal, und zwar entlöhntes. Ein guter Gedanke, uralt zwar, aber doch eine Überlegung wert. Aber wie dieses Personal wertgeschätzt wird, zeigt der Vorschlag, für diese Arbeit nur einen halben Lehrerlohn zu bezahlen. Bernard Ferrant, Oberglatt «Es könnte vorkommen, dass Hilfskräfte der qualifizierten Lehrperson den Rang ablaufen.»
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