Die helfenden Hände des Buskers
Die Stadt Bern befindet sich wieder im Buskers-Fieber. Ein Gefühl, das bei Eggers bereits zum Normalzustand gehört. Die Berner Familie engagiert sich seit Jahren ehrenamtlich für das Festival.

Die Buskers-Stimmung kommt bei Familie Egger bereits im Treppenhaus auf: Die Wände sind gepflastert mit Plakaten und Flyern. Auch im Inneren der Wohnung, ruhig gelegen in der Berner Schosshalde, ist das Strassenmusikfestival präsent. Etwa in Form eines Kunstwerks an der Tür, von Bändeli an der Pinnwand oder von den T-Shirts, die Christian und Andrea Egger mit Stolz tragen. Sohn und Mutter repräsentieren die Hälfte einer vierköpfigen Familie, die sich jedes Jahr als Helfer für das Festival einsetzt. So auch heuer wieder.
Diese Tage seien in ihrer Agenda jeweils dick umrahmt, so Andrea Egger. «Es müsste schon einiges passieren, damit wir das Buskers auslassen.» Sie könnten das Fest zwar auch so geniessen, meint Christian Egger. «Aber als Helfer nimmt man das Geschehen auf eine ganz spezielle Weise wahr.» Und sei man erst einmal Teil der festen Helferfamilie, falle es einem schwer, untätig zu bleiben. «Ich habe mich genau an zwei Jahren nicht als Helfer gemeldet», erzählt der 21-Jährige, «und beide Male endete es damit, dass ich dann doch irgendwie mithalf – einmal beim Geldzählen und einmal beim Abbauen.»
Teils mühsam, teils cool
Angefangen haben beide, wie es sich für richtige Buskers-Helfer gehört: als Bändeliverkäufer. Christian zusammen mit seinen Kollegen und Andrea zusammen mit ihrer Tochter Hannah. Nur Vater Didi übersprang diesen Einstieg. Er kümmert sich seit Jahren um die Bar.
Wenn man mit Bändeli und Programmheften ausgestattet durch die Lauben laufe, erlebe man so einiges, so Christian Egger: «Zum Teil ist es mühsam, zum Teil ist es unglaublich cool – das wechselt etwa alle fünf Minuten.» Längst nicht alle Besucher des Gratisfestivals sind gewillt, für 10 Franken ein Solibändeli zu kaufen.
Das musste Andrea Egger am eigenen Leib erleben: «Einmal erhielt ich den wohl grössten ‹Zämeschiss› meines Lebens, als ich eine Person wegen eines Bändeli anfragte. Gefühlte 20 Minuten redete sie auf mich ein, bis mir nichts anderes mehr übrig blieb, als davonzulaufen.» Viel wichtiger seien jedoch die vielen guten Begegnungen. Diese bleiben einem länger im Gedächtnis und seien auch der Grund, weshalb man jedes Jahr wieder mithelfe.
Mittlerweile trifft man die 50-Jährige hauptsächlich an einem der Infostände an – dieses Jahr etwa auf dem Kornhausplatz und in der Kramgasse. «An den Ständen ist die Stimmung etwas ruhiger», meint die gelernte Pflegefachfrau, «da begegnet man fast nur interessierten Menschen, die ab und zu sogar mehr zahlen, als nötig wäre.»
Schlagzeuger zu Besuch
Eine ganz besondere Begegnung machte Familie Egger mit dem englischen Schlagzeuger Theo Grimshaw: Dieser spielte schon mehrere Male am Buskers. Eine echte Ausnahme, denn eigentlich werden die Bands höchstens zweimal nach Bern eingeladen. «Grimshaw ist aber ein solcher Fan des Festivals, dass er sich einfach immer einer anderen Band anschliesst, die ans Buskers reist», erklärt Andrea Egger.
Einmal fehlte es Theo Grimshaw vor dem Festival an einer Übernachtungsmöglichkeit, weshalb ihn Eggers spontan zu sich nach Hause einluden. Der Schlagzeuger kam in ihrem Gästezimmer unter und wurde von Christian mit auf eine Velotour durch Bern genommen. «Weil er sich als Brite so an den Linksverkehr gewöhnt ist, bog er beim Hirschengraben auf die falsche Seite ab», erinnert sich der angehende Student schmunzelnd, «dafür erntete er ein richtiges Hupkonzert.»
Dieses Jahr müssen Eggers jedoch auf Grimshaw verzichten, für einmal reist der Schlagzeuger nicht nach Bern. Der Kontakt zu den Künstlern komme aber dennoch nicht zu kurz. «Das ist das Tolle daran, wenn man ein Buskers-Helfer ist», schwärmt Christian Egger, «man ist unglaublich nahe an den Künstlern dran – zum Beispiel, wenn man sie im Buskers-Restaurant trifft, das nur für Künstler und Helfer zugänglich ist.» Auch in seiner Tätigkeit als sogenannter «Runner» komme er immer wieder mit Artisten ins Gespräch. Auch dieses Jahr gehört Christian Egger zu dem Team, das auf Abruf für die Künstler da ist und ihnen etwa ein fehlendes Kabel bringt.
Sich Zeit nehmen
Mindestens zwei Einsätze von je vier Stunden übernimmt man als Helfer am Buskers. So bleibe genug Zeit, um das Festival zu geniessen. Andrea Egger hat eine goldene Regel: «Der Donnerstagabend gehört jeweils ganz mir.» An diesem nehme sie sich Zeit, einen oder zwei Programmpunkte von Anfang bis Ende zu geniessen. Etwas, dass sie allen Besucherinnen und Besuchern empfiehlt: «Das Buskers trumpft mit einer unglaublichen Auswahl auf. Da sollte man sich im Vorfeld für ein paar Punkte entscheiden und sich auf diese konzentrieren.»
Schlussendlich sei es hauptsächlich die Freude am Festival und dessen Fortbestand, welcher die Familie dazu bringt, sich jedes Jahr aufs Neue für das Buskers zu engagieren. «Ohne freiwillige Helfer gäbe es kein Buskers Bern», betont Christian Egger. Und dann würden auch jene drei Tage im Jahr wegfallen, auf die sich die Familie Egger immer am meisten freut.
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