Die heimliche Euro-Zone
Wegen der Schwäche des Euro greifen Schweizer Exportfirmen laut einem Zeitungsbericht zu einem neuen Trick: Sie rechnen mit Schweizer Vorlieferanten in Euro ab. Derweil fordert Ex-SP-Präsident Bodenmann einen festen Wechselkurs.

«Das ist eine neue Erscheinung», zitiert die Zeitung «Der Sonntag» Ivo Zimmermann, den Sprecher des Maschinenbauverbandes Swissmem, «damit geben Firmen, die in den Euroraum liefern, einen Teil des Währungsrisikos an ihre Schweizer Vorlieferanten weiter.»
Der Schaffhauser Industriekonzern Georg Fischer beispielsweise rechnet laut dem Bericht seit neustem mit mehreren Schweizer Zulieferern in Euro ab. «Wir haben das Gespräch mit unseren Lieferanten gesucht, die im Euro-Raum einkaufen», zitiert das Blatt den Unternehmenssprecher Urs Frei, «wir fragen sie an, ob man diesen Vorteil nicht teilen könnte, indem man in Euro fakturiert oder indem sie uns einen Rabatt gewähren. Auf diese Art versuchen wir, den Währungsverlust zu lindern.»
Ammann Group: «Bei grösseren Lieferanten»
Auch der Seilbahnhersteller Garaventa und das ehemalige Unternehmen von Bundesrat Johann Schneider-Ammann, die Ammann Group, zahlen seit diesem Jahr Einkäufe in der Schweiz in Euro. «Das geschieht bei grösseren Lieferanten und unter Rücksichtnahme auf die Tragbarkeit für diese», bestätigte Lukas Jenzer, Sprecher der Ammann Group, laut «Der Sonntag».
Die neue Praxis wird allerdings nicht überall gerne gesehen. «Je kleiner die Zulieferer, desto weniger Freude haben sie», wird Claudia Moerker, Chefin des Verbandes Swiss Export, in dem Bericht zitiert, «sie sind die letzten in der Kette und verlieren ihre Marge.» Der Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes, Hans-Ulrich Bigler, warnt laut dem Blatt: «Die Zulieferer müssen aufpassen, dass ihnen die Grossen nicht unvorteilhafte Konditionen aufoktroyieren.»
Peter Bodenmann: Franken an Euro anbinden
«Wenn wir die endlose Aufwertung des Frankens, die Tausende Arbeitsplätze zerstört, stoppen wollen, dann sollten wir den Frankenkurs an den Euro binden», zitiert «Der Sonntag» den ehemaligen SP-Präsidenten und Wirtschaftspolitiker. Er erlebt als Hotelier in Brig zurzeit hautnah, wie dramatisch ein Euro-Kurs von nur noch 1,25 Franken ist. «Für unseren Tourismus hat das verheerende Folgen. Diese zeigen sich aber erst in den nächsten Monaten», zitiert ihn die Zeitung. Demgegenüber kenne Tourismus-Konkurrent Österreich diese Probleme dank des Euro nicht.
Wäre es überhaupt machbar, den Wechselkurs zu fixieren? Das Blatt zitiert dazu Jan-Egbert Sturm, Leiter der ETH-Konjunkturforschungsstelle: «Für ein Land wie die Schweiz e es sicherlich möglich, seine Währung glaubwürdig an den Euro zu koppeln. Die Niederlande und Österreich haben das über lange Zeit mit ihren Währungen gegenüber der D-Mark getan. Derzeit macht Dänemark das Gleiche mit dem Euro.»
«Technisch gesehen», so Sturm gegenüber der Zeitung weiter, «hätte die Nationalbank einzig die Aufgabe, in den Wechselkursmarkt einzugreifen, um den fixierten Wechselkurs zu halten. Wenn das klar kommuniziert und in der Folge entsprechend gehandelt wird, dann sollte das kein technisches Problem sein.»
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