Sanfte MedizinDie Heilkraft des warmen Wassers
Im Pool entspannen und gleichzeitig etwas für die Gesundheit tun: Vom Besuch eines Thermalbads profitiert der Bewegungsapparat ebenso wie das Immunsystem – gerade jetzt, wo es wieder kälter wird.

Seit Jahrhunderten schätzen die Menschen die wohltuende Wirkung von Heilbädern. Ging es vorerst hauptsächlich um Abwechslung und Entspannung von den Mühen des Alltags, kam nach und nach die medizinische Wirkung hinzu. Heute weiss man, dass sich durch verschiedene Badeanwendungen die Organfunktionen trainieren lassen. Dies stärkt die Abwehrkraft, stabilisiert die vegetative Regulation und verbessert schliesslich die Gesundheit sowie die körperliche und seelische Belastbarkeit.
Einen gesundheitlichen Nutzen bringt auch der Gang in die Sauna. Wurde der Körper früher durch den Wechsel der Jahreszeiten abgehärtet, fehlt diese natürliche Schulung der Anpassungsfähigkeit im Zeitalter der gut geheizten Wohnungen, Büros, Läden und Verkehrsmittel weitgehend. Regelmässiges Saunieren kann dieses verloren gegangene Training ersetzen. Denn durch den Wärme-Kälte-Reizwechsel passt sich der Organismus besser an klimatische Schwankungen an.
Wir beantworten die wichtigsten Fragen und Antworten rund um Thermalbaden und Saunieren:
Was ist das Geheimnis der Thermalbäder?
Heilwässer aus Mineral- oder Thermalquellen sind so wohltuend, weil sie unter anderem eine mechanische Wirkung haben – durch Wasserdruck, Auftrieb und Widerstand. Dank seiner Wärme wirkt Thermalwasser schmerzstillend und entspannend. Das Baden im Thermalwasser vermindert den Spannungszustand der Muskulatur und macht das Bindegewebe dehnbarer. Zudem bringen die in der Heilquelle enthaltenen Mineralien und Spurenelemente die Durchblutung des gesamten Organismus auf Trab.
Je nach Thermalquelle ist das Wasser anders zusammengesetzt. Was bedeutet das?
Die verschiedenen Thermalquellen haben unterschiedliche Konzentrationen von Salzen und Ionen. Thermalwässer mit höherem Magnesium- oder Jodgehalt eignen sich besonders gut, da sie den Blutdruck senken sowie durchblutungsfördernd und entzündungshemmend wirken. Dies bezieht sich auch auf die Inhalation der Aerosole der verdunsteten Öle, die Atemwegsbeschwerden wie chronische Bronchitis und Asthma lindern können. Zudem lassen sich ekzematöse Hauterkrankungen positiv beeinflussen. Quellen, die zusätzlich Glaubersalze und somit Schwefelbestandteile enthalten, wirken sich günstig auf Haut- und Muskelgelenkerkrankungen aus. Verschiedene Mineralquellen können auch für Trinkkuren bei Gallen-, Leber-und Magenleiden genutzt werden.
Wie oft sollte man ins Thermalbad gehen?
Die gesundheitsfördernde Wirkung von Thermalbaden und Saunieren ist seit Jahrhunderten in den verschiedensten Kulturen bekannt. Einer der wichtigsten Effekte ist die Stärkung des Immunsystems. Um eine klar positive Wirkung zu erzielen, sind dafür allerdings zwei oder mehr wöchentliche Saunabesuche nötig, wie Studien gezeigt haben. Aber auch schon einer lässt eine gesundheitsfördernde Tendenz vermuten. Fürs Thermalbaden gibts bisher keine entsprechenden Untersuchungen.
Welche Anwendungen sind empfehlenswert?
Warm-Kalt-Anwendungen wie warme Thermalbäder mit abschliessender kühler Dusche oder dem Aufenthalt in kühler Luft sowie Kneippen oder Saunieren eignen sich bestens zur Stärkung des Immunsystems. Das Wechselspiel zwischen Warm und Kalt bewirkt eine stärkere Präsenz von Abwehrstoffen in unseren Blutbahnen. Das trägt entscheidend dazu bei, dass eindringende Krankheitserreger schnell erkannt, angegriffen und unschädlich gemacht werden.
Was bewirkt Saunieren?

Durch die thermische Reizung – gemeint ist die dosierte Überwärmung des gesamten Organismus – werden im Körper verschiedene Regelkreisläufe in Gang gesetzt, die das Immunsystem stimulieren. Während eines einzigen Saunabades verliert ein Mensch zwischen vier Deziliter und zwei Liter Schweiss. Gleichzeitig werden Abfallprodukte (zum Beispiel Milchsäure) aus den Muskeln abtransportiert. Denn Schwitzen heizt den Stoffwechsel mächtig an.
Warum das anschliessende Kaltwasserbad?
Die Hitze im Saunaraum erweitert die Blutgefässe der Haut, während das Kaltwasserbad diese sich wieder zusammenziehen lässt. Das beansprucht die Gefässe zwar stark, hält sie dafür aber elastisch. Auch das Herz reagiert auf die Warm-Kalt-Behandlung: Durch die Wärme schlägt es schneller, ohne jedoch überlastet zu werden, weil sich die Druckarbeit des Pumporgans dank der Erweiterung der Blutgefässe vermindert und den durch die Hitze erhöhten Blutdruck so normalisiert.
Welches sind die Grundregeln beim Saunabesuch?
Damit man durch den Temperaturwechsel bei der Abkühlung keine kalten Füsse bekommt, gilt es Folgendes zu beachten:
- Nach dem Verlassen der Sauna nicht sofort ins kalte Wasser springen, sondern erst ein paar Minuten im Saunahof spazieren. So können sich Atemwege und Haut abkühlen.
- Danach zum Schlauch greifen und sich mit 18 bis 22 Grad kaltem Nass weiter abkühlen. Herzentfernt am rechten kleinen Zeh beginnen, dann folgen rechtes Bein, linkes Bein, rechter Arm, linker Arm, rechte Körperhälfte, linke Körperhälfte.
- Erst danach ins Tauchbecken oder den Zuber mit kaltem Wasser steigen.
Wem dies zu heftig ist, der kann eine «Light-Version» wählen: Dabei mit einer kleinflächigen Abkühlung mit mässig kühlem Wasser starten und dann langsam steigern bis zu einer grossflächigen Abkühlung mit einem richtig kalten Guss.
Gibt es eine Altersgrenze fürs Thermalbad?

Nein, vom Kleinkind bis zum Greis können sich grundsätzlich alle vergnügen. Nicht das Geburtsdatum setzt Grenzen, sondern der Gesundheitszustand.
Welche Corona-Bestimmungen gelten zurzeit in Thermalbädern und öffentlichen Saunen?
Ab 16 Jahren ist ein Covid-Zertifikat nötig.
Wo in der Schweiz findet man ein Thermalbad?
Insgesamt gibt es hierzulande rund 20 Thermalbäder: von Andeer GR über Bad Schinznach AG bis Valens SG. Mehr Infos: www.myswitzerland.com
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