«Die Häftlinge haben meine Handynummer»
Katharina Agner aus dem Liebefeld besucht als freiwillige Mitarbeiterin alle drei Wochen einen Gefangenen. Sie unterscheidet nicht zwischen Mörder, Dieb, Dealer oder Sexualverbrecher. Sie versteht sich stattdessen als Brücke nach draussen.

An diesem Tisch in diesem Besucherraum in Witzwil sass ich oft mit meinem Betreuten. Der junge Mann hatte eine sehr, sehr lange Strafe abzusitzen. Was er verbrochen hat, darf ich nicht sagen. Das habe ich mit meiner Unterschrift versprochen. Deshalb rede ich hier nicht von Mördern, Sexualstraftätern, Räubern oder Drogenabhängigen. Der junge Mann war belesen und vielseitig interessiert, unsere Gespräche waren gut. Einzig seine Stimmungen schwankten: Er war oft traurig, einsam, ohne Zuversicht. Ich musste die Gespräche mit Feingefühl führen. In Witzwil war er zum Schluss seiner Haft, um sich weiterzubilden, den Hauptteil der Strafe hatte er in Regensdorf verbüsst.