Die Gnomen leben weiter
Den Gnomengarten von Jürg Ernst gibt es nicht mehr. Viele seiner Betonskulpturen haben aber im Dorf einen Platz gefunden. Ein Rundgang mit dem Gnomenvater.

Das Bedauern war gross in Schwarzenburg, als Jürg Ernst aus gesundheitlichen Gründen vor zwei Jahren seinen Gnomengarten schloss. Sehr bald meldeten sich Stimmen, dass seine fantastischen Betonfiguren im Dorf aufgestellt werden und ein Gnomenweg entstehen sollte. Die Gemeinde, der neu gegründete Kunstverein Schwarzenburg sowie grosszügige Sponsoren engagierten sich für einen solchen Weg.
Über 100'000 Franken kamen aus Spenden und Arbeit zusammen, und am Samstag ist es so weit: Sieben Gnomen säumen den historischen Rundgang durch das Dorf. Infotafeln mit Jürg Ernsts philosophischen Sprüchen erklären die Botschaften seiner Figuren, humorvoll und hintergründig. «Nid jede Furz isch e nöie Wind!» – das sagt fast alles.
Bis zwölf Tonnen schwer
Am Samstag wird der Gnomenweg eingeweiht (siehe Kasten). Aber Ernsts Skulpturen fanden schon in den vergangenen zwei Jahren den Weg in private Gärten und jetzt auch auf öffentliche Plätze. Das war nicht immer einfach zu bewerkstelligen, weil die tonnenschweren Gnomen mit einem Kran und einem Zugfahrzeug verladen und neu platziert werden mussten.
Beispielsweise die dreiteilige Nessie, die zwölf Tonnen wiegt. Sie steht, beziehungsweise liegt, zwischen Schloss und Pflegeheim, streckt ihren Kopf in die Luft und schaut in einen Spiegel, den sie mit dem Schwanz festhält. Nessie aufzustellen, sei eine Herausforderung gewesen, sagt Jürg Ernst, der für jede Figur ein neues Fundament gebaut und allfällige Schäden jeweils sofort ausgebessert hat.
«Bei Nessies Grösse war das Problem, sie beim Aufbau stabil zu halten», erklärt er. Nicht auszudenken, wären Schwanz oder Kopf gekippt und am Boden in Stücke zerschellt. «Wir brauchten fachkundige Helfer und Hilfsmittel sowie viel Fingerspitzengefühl», sagt der Gnomenvater.
Rundweg beginnt irgendwo
«Der Rundweg beginnt und endet irgendwo. Die Übersichtstafel als möglicher Ausgangspunkt steht beim Bahnhof», sagt Jürg Ernst. Klar ist ihm: Als letztes Stück wird der Plutos Thron Teil des Gnomenweges, nachdem der König in einer spektakulären Aktion zerstört wurde. «Für den Thron suchen wir noch einen Platz und auch Geld, um ihn zu versetzen.»
Jemand hätte die Skulptur gerne neben dem Haus, fürchtet aber den Rummel, den es mit sich bringt wenn sich Menschen daraufsetzen, um fotografiert zu werden. So bleibt der Thron einstweilen noch hinter des Künstlers Haus, wo dieser bei schönem Wetter gern im Garten arbeitet, das heisst betoniert. Bei Regen malt er im Atelier. Fertig wird er nie. Es gibt immer etwas zu reparieren, zu ergänzen oder neue Ideen, die realisiert werden wollen. Das braucht Zeit und Inspiration. Jürg Ernst sagt: «Die Lösung ist die komplizierte Suche nach dem einfachsten Weg.»
Geheime Orte
Gemäss Überlieferung hüten Gnomen geheime Orte, die unterirdische Schätze bergen. In Schwarzenburg sind die Gnomen selber Schätze, die auf Plätzen, in Winkeln und Gärten sitzen, liegen und stehen, oft passend zur Örtlichkeit. Etwa versteckt hinter der Bank Gantrisch, wie der Sterngucker mit einem Kollegen, eingesperrt in einen goldenen Käfig. Oder neben dem Baumarkt. Hier steht das Zuzügernest mit komischen Vögeln in einem Nest aus rostigen Armierungseisen.
«Zuzüger braucht es, damit die Bauwirtschaft läuft», sagt Jürg Ernst und führt zum Wahrheitssänger beim Museum. Dort fällt jedes Jahr eine Beton-Worthülse zu Boden: Brexit, IS, VW und, eine ganz aktuelle, heisst App — wurde doch eine eigens für den Gnomenweg entwickelt.
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