Die Geschichte von Kater Tomba
Er bestieg lieber Berge als Mäuse zu jagen – und warnte Tourengänger vor einer Lawine. Die Erinnerungen an den vor 25 Jahren verstorbenen Tomba sind lebendig.
Manch ein Leser mag den Kopf schütteln, wenn er hier von einer Katze liest, die vor einem Vierteljahrhundert verstarb. Aber die Katze, die vor 30 Jahren im Berghotel Schwarenbach, das Peter und Trudi Stoller-Wehrli aus Kandersteg heute in zweiter Generation führen, auf die Welt kam, sorgte für grosse Aufmerksamkeit. Heute würden Bilder dieses aussergewöhnlichen Vierpföters mit Bestimmtheit in den sozialen Medien rund um die Welt erscheinen und x-fach gelikt und geteilt werden.
Peter Stoller blickt zurück: «Meiner Mutter Dorothea war im Herbst 1987 eine Katze zugelaufen, deren Besitzer nicht ausfindig gemacht werden konnte. Man gab ihr den Namen Tomassa.
Dem Kiltgang eines Katers, vermutlich von der Gemmi, zur Folge, gebar Tomassa drei Jungkatzen, eine davon war eben unser Tomba. Wir gaben ihm diesen Namen in Anlehnung an den damals äusserst erfolgreichen italienischen Skirennläufer Alberto Tomba.»
«Ein Ausnahmekater»
Tomba sei schon als ganze junge Katze viel unterwegs gewesen und habe seine ersten Wanderungen gemacht. Anfänglich zur Besorgnis der Wirtsleute, aber mit der Zeit liess man ihm die Freiheit, man realisierte, dass Tomba alpinistisches Talent hatte. Stollers erinnern sich und bestätigen: «Ja, Tomba war ein Ausnahmekater. Uns ist schon sehr früh aufgefallen, dass er viel unterwegs war und auf seinen Wanderungen hier oben sein Revier markierte.
Zeitungen aus aller Welt, von Amerika über Südafrika bis nach Japan und aus ganz Europa, berichteten über die Bergkatze.
Im Sommer 1989, Tomba war zehn Monate alt, bestätigte ein uns bekannter Berufsfotograf, unsere Katze hätte ihn bis auf das Rinderhorn begleitet.» In seinen fast fünf Lebensjahren begleitete er Dutzende von Malen Tourengänger auf das Rinderhorn und das Balmhorn. Er machte somit seiner Rasse, Norwegische Bergkatze, alle Ehre.
Jeweils am frühen Morgen lauerte er vor der Haustür des Berghotels, bis seine Auserwählten heraustraten. Er heftete sich ihnen an die Fersen und folgte ihnen bis auf den Berggipfel. Er suchte die Nähe zu den Leuten, liess sich aber nie tragen. Seine Vertrautheit und Nähe zu Menschen beschrieb ein Tierarzt aus Rostock damals im norddeutschen «Küsten-Anzeiger» als eine «ethologisch bemerkenswerte Ausnahme».
Paar vor Unglück bewahrt
«Er konnte auch sehr dickköpfig sein», meint Trudi Stoller, schien jedoch auch den gewissen sechsten Sinn zu besitzen, ist sie überzeugt: «Es war an Pfingsten 1990, als Tomba mit einem jungen Ehepaar auf einer Tour war. Plötzlich wollte er nicht mehr weitergehen und begab sich abseits hinter einen grossen Felsen.
Das Paar folgte ihm unwissend. Kurz darauf hörten sie ein Donnern und sahen, wie eine Lawine über ihre Aufstiegsspur rollte. Den beiden wurde blitzartig bewusst, Tomba hat sie vor einem Unglück bewahrt.» Diese Heldentat sprach sich herum, und es entwickelte sich ein grosses Medieninteresse.
Tomba, das Postkartenmotiv
Zeitungen aus aller Welt, von Amerika über Südafrika bis nach Japan und aus ganz Europa, meldeten sich im Berghotel Schwarenbach und berichteten über die Bergkatze. Stollers liessen von Tomba sogar Postkarten drucken: «Die Mindestauflage von fünfhundert Exemplaren erschien uns damals als zu hoch, doch die Anfrage war enorm und hält immer noch an. Bis heute haben wir etwa 10'000 Stück verkauft.»
Als Tomba vier Jahre alt war, erhielten Stollers nach einer Konsultation beim Tierarzt die traurige Diagnose, dass Tomba an Katzenleukämie erkrankt sei. Unausweichlich war der Schritt, den Dorothea Stoller-Berger in ihrem letzten Gedicht über Tomba wie folgt niederschrieb: «Die Augen Tombas, einst so blank, sie zeigen, dass das Tier sehr krank, der Doktor bringts zum guten Schluss, dass nicht der Kater leiden muss.» Vor 25 Jahren wurde Tomba eingeschläfert und begraben.
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