Die Gegner setzen unverdrossen auf die SBB
Sind die Spannungen zwischen BLS und SBB mit schuld am ungeliebten Werkstättenprojekt im Chliforst? Die Kritiker behaupten es – ein internes Dokument zeigt, dass sie zumindest nicht ganz falsch liegen.

Die Gegner der BLS-Werkstätte in Berns Westen wiederholen es fast gebetsmühlenartig. Der geplante Neubau im Gebiet Chliforst, der die noch intakte Kulturlandschaft nachhaltig schädigen wird, ist unnötig.
Mit gutem Willen liessen sich die Bedürfnisse der BLS in den heutigen SBB-Anlagen abdecken, so der Tenor – aber eben: Prestigedenken beim Berner Bahnunternehmen sowie dessen angespanntes Verhältnis zu den grossen SBB stünden einer Kooperation im Weg.
In ihrer Meinung bestärkt fühlen sich die Gegner nach «Gesprächen mit einem hohen SBB-Topkader». Das schrieb die IG Riedbach, in der sie sich zusammengeschlossen haben, schon im April in einer Mitteilung, ohne konkreter zu werden.
Vorstandsmitglied Benjamin Schlesinger bekräftigt die Aussage auf eine neuerliche Nachfrage, auch wenn er den Namen und damit den letzten Beweis weiter schuldig bleibt: Im persönlichen Kontakt habe ihm das hohe Kadermitglied versichert, dass die Kapazitäten in den heutigen SBB-Werkstätten sehr wohl auch für den Unterhalt der BLS-Fahrzeuge ausreichen würden.
Dass die BLS mit ihrem Projekt derart weit ins Landwirtschaftsgebiet vordringe, verstünden die SBB erst recht nicht. Chliforst als Standort sei in ihren Augen «ein völliger Blödsinn».
Immer wieder uneins
Nun zeigt ein Brief aus der SBB-Chefetage, dass die IG Riedbach mit ihren kritischen Einwänden nicht gänzlich falsch liegt. Unterzeichnet haben das Schreiben, das der BZ vorliegt, Philippe Gauderon und Jeannine Pilloud, der Leiter Infrastruktur und die Leiterin Personenverkehr.
Es ist zwar schon anderthalb Jahre alt, doch es zeigt, dass BLS und SBB seit längerem das Heu nicht auf der gleichen Bühne haben. Gerade beim Thema Werkstätte, bei dem die BLS ein handfestes Problem hat: Schon Ende 2019 muss sie das von den SBB zugemietete Depot Aebimatt in Bern verlassen, wo sie heute einen Grossteil ihrer Züge unterhält.
Um die Zeit bis zu einer definitiven Lösung überbrücken zu können, verhandelte die BLS mit den SBB über eine Mitbenützung des Depots Biel. Doch die Gespräche scheiterten, weil, so der Brief, «die Haltungen zu divergierend waren». Die SBB wollten die Arbeiten selber durchführen und der BLS dafür Rechnung stellen. Die BLS dagegen pochte darauf, in Biel ihre eigenen Leute einsetzen zu können.
Die zwei Bahnen sollten nicht nur dieses eine Mal uneins bleiben. Ähnliches wiederholt sich nun im Seilziehen um die Fernverkehrskonzessionen. Die SBB beanspruchen das ganze Netz für sich und wollen Dritte höchstens auf Teilstücken und nur im Auftrag zulassen. Für die BLS wiederum ist klar, dass sie dort, wo sie fährt, auch die volle unternehmerische Verantwortung trägt.
Versöhnliches Ende
Der Brief rückt die Dinge noch in einem zweiten Punkt in ein anderes Licht. Bisher war klar, dass Biel als Standort für die BLS-Werkstätte allein an der zu kleinen Kapazität auf der Zufahrt ab Bern scheitert.
Zwar weisen auch Gauderon und Pilloud auf die hohe Zugdichte gerade im Bereich des Lorraineviadukts hin. «Das Zuführen von BLS-Fahrzeugen» sei «nur eingeschränkt möglich», halten sie fest – was im Umkehrschluss aber auch heisst: Völlig unmöglich ist es nicht. Der versöhnliche Ton am Ende des Briefes passt dazu bestens. «Ob die Stossrichtung, die Werkstätte der BLS in Biel zu bauen, weiterverfolgt werden soll, ist zwischen der BLS und den SBB gemeinsam zu entscheiden.»
Wie die BLS den Ball aufnimmt? Sprecherin Helene Soltermann erinnert an die periphere Lage Biels im BLS-Netz, erwähnt weiter, dass die SBB ihre dortigen Werkstätten nach wie vor für sich beanspruchen würden. Sollte sich etwas ändern, sei man aber jederzeit bereit, Biel «erneut im Detail zu prüfen». Die andere Seite macht es noch kürzer: Die Haltung der SBB spiegle sich im Brief «nach wie vor» wieder, so Sprecherin Masha Foursova.
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