Die EU nimmt sich China als Vorbild
China hat es vorgemacht – jetzt will auch die EU ihre Beziehungen zu afrikanischen Staaten intensivieren und damit einer drohenden Rohstoffknappheit vorbeugen. Doch diese Strategie stösst auch auf Kritik.

Die Lieferung mancher Rohstoffewie Metall oder Holz stockt. Geologen warnen seit langem, Bodenschätze könnten knapp werden; es würden zu geringe Mengen gefördert, schreibt der «Spiegel». Folglich drohen Firmen gravierende Produktionsausfälle. Die EU hat dem deutschen Blatt zufolge konkrete Massnahmen im Blick, um einer drohenden Rohstoffkrise zu begegnen. So sollen Industrie- und Haushaltsabfälle künftig gezielt nach wertvollen Metallen durchsucht und Elektroschrott recycelt werden. Das berichtete «Spiegel» am Freitag unter Berufung auf ein internes EU-Strategiepapier. In den 27 Ländern der Europäischen Union fielen jährlich 20 Millionen Tonnen Elektrogeräte an, die nicht mehr gebraucht würden. Ziel sei es, die in diesen «urbanen Minen» enthaltene Metalle wiederzuverwerten.
Daneben will die EU den Angaben nach mit rohstoffreichen Ländern wie Indien und Kanada neue Handelsverträge abschliessen. Ausserdem solle der Dialog mit China, der Mongolei, Russland, Kasachstan, Weissrussland oder Aserbaidschan verstärkt werden.
China investiert seit Jahren in Afrika
Auch den Zugang zu Rohstoffen in afrikanischen Ländern will sich die EU sichern. China investiert seit Jahren intensiv in afrikanischen Staaten und garantiert so den Zugang zu wichtigen Rohstofferzeugern. Die EU möchte hier offenbar die Beziehung zum afrikanischen Kontinent ebenfalls wieder intensivieren. Mit afrikanischen Ländern werde eine «Win-Win-Situation» angestrebt: Sie hätten ihren Rohstoffreichtum «oft nicht in nachhaltiges Wachstum umsetzen können». Die neue EU-Rohstoffstrategie solle Aufschwung in Afrika und Rohstoffsicherheit in Europa bringen und im Gegenzug die Rohstoffsicherheit in Europa garantieren, hiess es.
Um den Handel mit afrikanischen Ländern zu verbessern, möchte die EU die 2003 begonnene «Initiative für Transparenz in der Rohstoffwirtschaft» der Welthandelsorganisation WTO gegen Korruption finanziell und politisch unterstützen. Die EU-Kommission und die Europäische Investmentbank EIB sollen in Zusammenarbeit mit afrikanischen Ländern die «am besten geeignete Infrastruktur fördern» - bessere Verkehrswege könnten demnach die Lieferung wichtiger Metalle aus Afrika erhöhen.
Eine weitere Massnahme sei, Firmen mit Krediten gezielt bei der Rohstoffsuche zu unterstützen. Finanziell gefördert werden solle auch die Forschung nach Bodenschätzen. Ziel sei es, den Untergrund Europas durch neue Kartierungen besser zu nutzen und damit die «Vermögenswerte der EU» zu erhöhen.
Der «starke Fokus auf Afrika» überzeuge nicht
Die EU-Strategie erntete jedoch bereits Kritik. Der Grünen-Industrieexperte Reinhard Bütikofer sagte zu «Spiegel Online», der «starke Fokus auf Afrika» überzeuge ihn nicht. Das wichtigste Vorhaben sei zudem nicht in das Strategiepapier einbezogen worden: «Eine konzentrierte Anstrengung zu Ressourceneffizienz, also zur sparsameren Nutzung der Bodenschätze.»
Experten von Statistischem Bundesamt und Umweltbundesamt hatten zuletzt davor gewarnt, dass Deutschland die 2002 gesteckten Ziele in Sachen Rohstoffeffizienz nach derzeitigem Stand nicht erreichen werde. Zwar sei der Rohstoffeinsatz in Deutschland in den vergangenen Jahren gesunken, durch die Einfuhr von Waren aus dem Ausland jedoch konterkariert worden. Die Bilanz der Rohstoffproduktivität falle unter Berücksichtigung dieser importierten «Rohstoffrucksäcke» deutlich negativer aus. Die rot-grüne Regierung hatte vor acht Jahren eine nationale Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet, die die Verdopplung der Rohstoffproduktivität bis 2020 bezogen auf 1994 vorsieht.
dapd/ske
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