Die dritte Parkplatzpause auf der Schützenmatte
Eine Woche nach dem scheinbaren Aus für ein neuerliches Sommerkulturprojekt auf der Schützenmatte sind die Stadt Bern und Organisatoren wieder miteinander im Gespräch. Die Kommunikation der Stadt wirft allerdings Fragen auf.

Noch ist betreffend Neustadt-Lab 2017 das letzte Wort nicht gesprochen. So hiess in den beiden Vorjahren die Versuchsanordnung, im August und September den Parkplatz auf der Schützenmatte zu räumen und kulturell zu nutzen. Männiglich ging davon aus, dass dies nun jeden Sommer so sein würde – jedenfalls bis die Parkplätze wie geplant definitiv aufgehoben würden, was bis auf weiteres durch eine Einsprache des Gewerbeverbands KMU Stadt Bern verhindert wird.
Doch dann teilte der Gemeinderat letzte Woche mit, dass er dieses Jahr kein Neustadt-Lab unterstütze. Zum einen sei für die notwendige Krediterhöhung die Zeit zu knapp. Zum anderen, so der Gemeinderat, sei er «der Ansicht, dass es möglich sein sollte, die Schützenmatte während des Sommers auch ohne finanziellen Beitrag der Stadt zu beleben». Deshalb solle die «Schütz» auch diesen August und September «bespielt» werden – und zwar explizit nach dem Vorbild der zwei Neustadt-Labs der Vorjahre.
«Viele Gratisstunden»
Gleich wie bisher, aber bitte schön gratis? Wertschätzung für die bisherigen Neustadt-Lab-Verantwortlichen sieht anders aus. «Das ist nicht sehr nett», sagt Juerg Luedi vom Organisationskomitee Neustadt-Lab 2017, der 2015 und 2016 als Projektleiter auf der «Schütz» amtete. In diesen beiden Jahren seien «von allen Akteuren viele Gratisstunden» geleistet worden, das Projekt habe jeweils mit einem kleinen Defizit abgeschlossen.
Natürlich seien während des Neustadt-Labs die Bars an einem schönen Abend sehr gut besucht gewesen, räumt Luedi ein – oft und insbesondere tagsüber sei es aber ein anderes Bild gewesen. Und: «Wir waren sechzig Tage lang präsent, haben alles organisiert und Verantwortung für den Platz übernommen.» Das grosse Geld habe niemand gemacht, versichert Luedi, «aber das war auch von niemandem das Ziel».
Was dank Neustadt-Lab geschöpft wurde, sei «nicht primär ein Geldwert», sondern beispielsweise ein erfolgreiches Experiment partizipativer Stadtentwicklung, eine entschärfte Gewalt- und Drogenproblematik und ein städtischer Raum, der für alle niederschwellig offen sei.
Und jetzt ist das Band zwischen Stadt und Neustadt-Lab zerschnitten? Nein. Der «Bund» berichtete, dass sich Stadtpräsident Alec von Graffenried (GFL) und Vertreter des Neustadt-Lab-OK zu einem Gespräch treffen wollten. Wie von Graffenried und Luedi übereinstimmend sagen, hat ein erstes Treffen «in konstruktiver Atmosphäre» inzwischen stattgefunden. Weitere Gespräche seien vereinbart.
2016 war Nachkredit möglich
Von Graffenried weist den Vorwurf mangelnder Wertschätzung gegenüber Neustadt-Lab zurück. «Aber es liegt auch in der Verantwortung des Gemeinderats, haushälterisch mit den Steuermitteln umzugehen.» Zudem führt er an, dass für 2015 und 2016 im Unterschied zu 2017 innerhalb des Planungsprozesses Schützenmatte ein Kreditrahmen bestanden habe, aus dem die Mittel hätten gesprochen werden können.
Das stimmt aber nicht: Damit das Programm 2016 durchgeführt werden konnte, bewilligte der Stadtrat einen Nachkredit von 75'000 Franken – am 31. Mai 2016, genau ein Jahr vor dem diesjährigen Entscheid des Gemeinderats, kein Geld zu sprechen. Die unpräzise Kommunikation erhärtet den Verdacht, der von links geäussert wird: Wäre der politische Wille da gewesen, hätte sich auch eine Finanzierungsmöglichkeit finden lassen.
Laut von Graffenried ist es immerhin möglich, dass Kultur Stadt Bern einzelne Kulturanlässe auf der «Schütz» finanziell unterstützt. Zum Inhalt der laufenden Gespräche wollten sich weder er noch Luedi äussern. Letzterer sagt, man versuche nun, «das Beste aus der unglücklichen Situation zu machen, damit die Dynamik des bisherigen Prozesses nicht gefährdet wird».
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