Die detailverliebten Kopien aus China
Berichte über die geklonten Apple Stores haben eine Debatte über Markenschutz im asiatischen Staat entfacht.

Die Verkäufer tragen das charakteristische blaue T-Shirt, Schilder werben für das neue iPad 2, vor dem Geschäft hängt das Apfel-Logo. Der Laden in der chinesischen Stadt Kunming sieht aus wie ein echter Apple Store, ist aber keiner. Ein Blog-Eintrag über diesen und weitere Nachahmer hat weltweit erneut eine Diskussion über die Behandlung von Eigentumsrechten in China ausgelöst. Apple selbst jedoch schweigt.
Bloggerin bedauert Jobverlust der Store-Mitarbeiter
Die 27-jährige amerikanische Bloggerin BirdAbroad hatte als Erste über die Läden geschrieben. Sie fand es lustig, wie detailverliebt die Fälschungen waren. Über die Folgen ihrer Schilderungen ist sie nun selbst erschrocken. Am Montag hatten die chinesischen Behörden mitgeteilt, fünf entsprechende Läden in Kunming entdeckt und zwei davon geschlossen zu haben. BirdAbroad bedauert nun, dass die Mitarbeiter der Möchtegern-Apple-Stores ihren Arbeitsplatz verloren haben. Die Menschen müssten als Sündenböcke herhalten, schreibt sie, denn Fälschungen seien allgegenwärtig.
Gefälschte Apple Stores gibt es in der ganzen Welt
Beweis dafür sind weitere Fotos aus China und vielen anderen Teilen der Welt, die Leser des Blogs geschickt haben. Sie zeigen etwa eine noch «liebevollere» Fälschung eines Apple Stores in der chinesischen Stadt Xian, eine etwas weniger detailgetreue Nachahmung in Burma und einen «Apple Story» aus New York.
Nicht auf China beschränkt
Das Phänomen von Produkt- und nun auch Ladenfälschung ist weder auf China noch auf Apple beschränkt. Die US-Handelskammer in China gibt an, dass 70 Prozent ihrer Mitgliedsfirmen die Durchsetzung von Patenten, Handelsmarken und Eigentumsrechten im Land für ineffizient halten. Nachgemachte Sportschuhe, Fussballtrikots oder Elektroartikel sind kein neues Phänomen – und das Phänomen ist keineswegs nur auf China beschränkt. Dass die gefälschten Läden so viel Aufmerksamkeit erhalten, ist wohl der besonderen Kuriosität geschuldet.
Apple feiert dank China satte Gewinne
Apple hält sich bezüglich der Enthüllungen bisher bedeckt. Eine Sprecherin verwies auf Nachfrage auf eine Liste der Apple Stores sowie der autorisierten Händler, die sich auf der Homepage des in Kalifornien ansässigen Konzerns finden lässt – die Geschäfte in Kunming sind dort nicht aufgeführt. Die jüngste Mitteilung von Apple zum Thema China stammt aus der vergangenen Woche: Mit guten Quartalszahlen hatte Apple die Märkte in Partystimmung versetzt. Für die kräftigen Gewinnsteigerungen sei China wesentlich verantwortlich gewesen, teilte Apple mit. Dort sehe das Unternehmen auch für die Zukunft grosse Potenziale. Warum sich also über gefälschte Läden aufregen?
Verwunderung lösten unterdessen auch die chinesischen Behörden mit ihrer Begründung für die Schliessung der zwei Läden in Kunming aus. Von Fälschung oder einer Verletzung von Urheberrechten kein Wort. Den Besitzern der Geschäfte sollen die Zulassungen durch die lokalen Behörden gefehlt haben, hiess es. Den drei übrigen Möchtegern-Apple-Stores drohen zudem überhaupt keine Konsequenzen – auch weil sie den Angaben zufolge echte Produkte verkauft haben.
Bloggerin zeigt Verständnis für chinesische Geschäftsleute
Die Bloggerin BirdAbroad bezeichnet die Schliessungen daher als Schauprozesse und nicht als Schritt zu einem besseren Schutz von Eigentumsrechten in China. Sie würde es unterstützen, wenn solche Läden massenhaft geschlossen würden, schreibt sie. Solange dies aber nicht geschehe, könne sie die Menschen verstehen, die ein solches Geschäft betrieben. «Wenn ich eine chinesische Geschäftsfrau wäre, ich würde morgen selbst einen gefälschten Apple Store eröffnen.»
dapd
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