Die Chrampferin
Rösli Zuppiger Die Ehefrau von Bruno Zuppiger ist fast so bekannt wie der Bundesratskandidat selbst. Von Simone Rau «Ich befasse mich eigentlich gar nicht mit der Politik», sagte Rösli Zuppiger im August 2008 auf die Frage einer TA-Journalistin, ob sie gerne Bundesratsgattin wäre. «Es ist nicht meine Welt. Mir ist es zu Hause und im Garten wohler.» Ihr Mann, SVP-Nationalrat Bruno Zuppiger, wurde als möglicher Sprengkandidat für die beiden offiziellen Bundesratskandidaten Christoph Blocher und Ueli Maurer gehandelt. Drei Monate später zog er sich auf Druck der SVP zurück. Jetzt ist Zuppiger seiner Partei genehm – und damit offizieller Kandidat für die Bundesratswahl vom 14. Dezember. Also gerät auch seine Ehefrau Rösli, einstige kaufmännische Angestellte, Hausfrau und Mutter, wieder ins Rampenlicht. Bereits 2008 schaffte sie es mit ihrem Buch «Nestwärme für Kinder. Blutwurst für Herrn Bundesrat» fast zu nationaler Bekanntheit. Zuppiger erzählt darin «kleinere und grössere, überraschende und spannende Geschichten von Familie, Partnerschaft, Verwandten, Nachbarn, Freunden», wie Ueli Maurer, ein enger Freund der Familie und damals noch SVP-Nationalrat, im Vorwort schreibt.Auf Zuppigers Plädoyer für ein Leben als Vollzeitmutter folgten Auftritte in der «Arena» und im «Club» des Schweizer Fernsehens, Porträts in Zeitschriften und Zeitungen. Sie wolle Frauen Mut machen, für ihre Kinder da zu sein, sagte die Hausfrau immer wieder. Und: Sie würde nicht mit einer berufstätigen Mutter tauschen wollen. Denn die bekomme nicht mit, wenn sich die Kinder nach der Schule bei ihr ausweinen wollten. Zigaretten, Drogen, ja gar Verwahrlosung könnten die Folge sein.Bei aller Werbung für die traditionelle Familie: Die heute 45-Jährige sieht die Welt weniger schwarz-weiss, als man meint. «Weshalb hat man Kinder, wenn man sie in die Krippe steckt?», fragte sie TV-Moderatorin Katja Stauber 2007 in einem Streitgespräch im «SonntagsBlick» – um im gleichen Interview zu relativieren, sie habe vollstes Verständnis für Mütter, die aus finanziellen Gründen arbeiteten. Überhaupt ist der Lebenslauf der Bauerntochter recht unkonventionell. Als sie mit 25 ihren damaligen Chef Bruno Zuppiger heiratete, hatte dieser bereits drei Kinder aus erster Ehe. Sie litten unter dem Krebstod der leiblichen Mutter und mussten sich erst an die neue Frau im Haus gewöhnen. «Es waren harte Jahre für uns alle», sagte Zuppiger den Medien. Sie habe an sich selber gezweifelt, an Selbstbewusstsein verloren, ausbrechen wollen.Aus der schweren Krise half ihr die Geburt der beiden gemeinsamen Kinder; Sandro und Benjamin sind heute 18 und 16 Jahre alt. Und mit Sicherheit das fortwährende Chrampfe. Zuppiger kocht, putzt, wäscht, bügelt (zu «Sissi»-Filmen), besucht Senioren im Altersheim – und betreut Tageskinder. Verantwortung übernommen habe sie unter anderem für die sechs Kinder des ebenfalls in Hinwil wohnhaften Bundesrats Maurer, dessen Frau seit Jahren gesundheitlich angeschlagen und mit der Betreuung des Haushalts einer Grossfamilie überfordert sei, wie die «Weltwoche» schreibt.Wird Bruno Zuppiger in den Bundesrat gewählt, dürfte er in Zukunft kaum zu Hause sein. Seine Ehefrau ist sich nichts anderes gewohnt: «Mein Mann sagt in der Öffentlichkeit immer, er bringe die Kinder ins Bett», sagte sie dem «SonntagsBlick» 2007. «Tatsächlich ist er im Schnitt aber nur einen oder zwei Abende pro Woche zu Hause.» Ehrlich und direkt – so würde sich Zuppiger wohl auch als Bundesratsgattin präsentieren.
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