«Die Cervelatprominenz hat freudig einem Verbrecher zugejubelt»
Roman Polanskis Besuch in Zürich bewegt die Gemüter. Über 200 Leserkommentare gingen innert Kürze auf Redaktion Tamedia ein. Hier sind die pointiertesten.

Die Analyse von Bettina Weber «Die Scheinheiligkeit der Kulturszene» traf einen Nerv: Innert kurzer Zeit häuften sich über 200 Kommentare zum Artikel an. Die allermeisten stimmten dem Urteil der Autorin zu, die zuvorkommende Haltung der Zürcher Kulturszene gegenüber dem französisch-polnischen Starregisseur sei angesichts dessen obskuren Backgrounds unangebracht.
«Bravo dem Artikel», sagte bereits der Verfasser des allerersten Eintrags, Karl Stöckli; Dutzende lobende Einträge folgten. Häufig waren die Komplimente verbunden mit mehr oder minder deutlichen Aversionsbekundungen gegenüber der Polanski-freundlichen Zürcher Kulturszene. «Die Cervelatprominenz hat freudig einem Verbrecher zugejubelt», sagte René Merten. «Diese Heuchlerei in der Kunstszene ist unerträglich», meinte Bolko Beutner, und auch Lina Roce sagte: «Unerträglich, das Verhalten der Filmszene Schweiz.» Die Zürcher Filmszene demontiere sich selbst, meinte Martin Lang.
Auch Verteidiger Polanskis
Auf zwanzig Bejaher kam grosso modo ein Weber-Kritiker respektive Polanski-Verteidiger. Einer von ihnen war Peter Ringger, der sagte: «Die Verurteilung Polanskis vor über 30 Jahren war unfair, der Richter war befangen, Entlastungszeugen wurden nicht angehört. Die Sache stinkt gewaltig.» Jutta Meier unterstützte Ringgers Einwand: «Frau Weber, Sie kennen offenbar weder alle Fakten noch das amerikanische Justizsystem und sollten deshalb nicht mit Steinen werfen.» Und auch Ernst Dittmar meinte: «Erstaunlich, wie viele Leserbriefschreiber sich im lausigen und schluddrigen Machwerk von Bettina Weber suhlen. Polanski hatte für sein Vergehen am damals 13-jährigen Mädchen bereits gebüsst und seine Strafe abgesessen. In keinem Rechtsstaat kann eine Person für dasselbe Vergehen zweimal angeklagt werden.»
Fritz Hochhuth versuchte zu relativieren: «Das verallgemeinernde Kulturszenen-Bashing vieler Kommentare hier schiesst total am Ziel vorbei.» Längst nicht alle Kulturschaffenden seien auf Polanskis Seite.
Ingesamt war der Tenor jedoch eindeutig: Ein Grossteil der Leser verurteilte Polanski scharf für die kriminellen Taten, die ihm zur Last gelegt werden, und kritisierte das Zurich Film Festival und dessen Anhänger für ihre Verehrung des Regisseurs.
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