Die Bergpredigt des Energieriesen
Heinz Karrer, abtretender Axpo-Chef, hat die Medien zum Pumpspeicherwerk Linthal gerufen. Gezeigt wurden gewaltige Dimensionen – gepriesen der eigene Mut zur Tat im düsteren Umfeld.
Die Schweiz als Batterie Europas: Das war vor 10 Jahren die Idee, als man die gewaltigen Pumpspeicherkraftwerke zu planen begann. Inzwischen sind schon längst die Bagger aufgefahren, die Stimmung in der Strombranche ist aber nicht mehr so euphorisch. Weil die Strompreise im Keller sind, droht den Stromkonzernen die Rendite für gepumptes und widerverwertetes Wasser wegzubrechen.
In dieses Jammern wollte Axpo-Chef Heinz Karrer heute nicht einstimmen. Er lud die gesammelte Schweizer Medienschaar ins Linthal, wo das Pumpspeicherkraftwerk Linth-Limmern in den Berg gebaut wird.
«Linthal 2015 ist eines der besten Projekte, um die Bedürfnisse des künftigen europäischen Energie-Binnenmarktes zu befriedigen», sagte Karrer auf der Kraftwerksbaustelle zuhinterst im Glarner Haupttal in Linthal.
Der Bedarf an schnell verfügbarer Regelenergie, wie sie das Kraftwerk bereitstelle, werde weiter zunehmen. Der Grund liege in den immer stärkeren Schwankungen in der europäischen Stromproduktion.
Gleich viel Strom wie AKW Leibstadt produzieren
Mit dem 2,1 Milliarden Franken teuren Kraftwerk werde die Axpo über eine hochflexible Anlage verfügen, erklärte Karrer weiter. Ab 2015 bis 2016 soll das grösste Wasserkraft-Projekt der Schweiz auf Abruf 1,5 Gigawatt Strom produzieren, rund so viel wie das AKW Leibstadt.
Um den Strom abzusetzen, brauche es aber den Zugang zu einem Netz und zu einem Markt, wie es ein Stromabkommen mit der EU gewährleisten würde.
Sollte die Partizipation der Schweiz am europäischen Energie-Binnenmarkt aber nur eingeschränkt zugelassen, würde sich das negativ auf die Rentabilität von Linthal 2015 auswirken. Positiv sei, dass auf beiden Seiten das Interesse an einem Abkommen gross sei, sagte Karrer.
«Hervorragende Verfügbarkeit des Kraftwerks
Generell sei die Axpo «sehr guten Mutes, was die Rentabilität des Pumpspeicherwerks anbelange. Die Rentabilität werde primär von fünf Faktoren bestimmt. Am wichtigsten sei die Verfügbarkeit der Anlage, die bei Linthal 2015 hervorragend sei, und die des Netzes.
Der zweitwichtigste Faktor seien die politischen Regulative, aktuell die Diskussion um die Schaffung von sogenannten Kapazitätsmärkten. Und schliesslich spielten auch Gas-, Kohle- und CO2-Preise eine Rolle sowie alternative Stromspeichermöglichkeiten.
Keine Sorgen, dass Linthal nicht rentieren wird
«Mit dem heutigen Wissenstand machen wir uns wenig Sorgen, dass Linthal 2015 nicht rentieren wird, sagte Karrer. Alle wichtigen Indikatoren zeigten in die richtige Richtung. Dass die Anlage Verluste schreiben werde, könne man dennoch nicht vollständig ausschliessen. Denkbar sei das etwa, wenn sich alle fünf Rentabilitäts-Faktoren negativ entwickelten.
Karrer amtiert seit Anfang September auch als Präsident des Wirtschaftsdachverbandes Economiesuisse und verbleibt deshalb nur noch beschränkte Zeit an der Spitze der Axpo.
SDA/cpm/kle
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