Die Alphörner des Greenfield Festivals
Kein Künstler ist öfter auf der Hauptbühne des Greenfield Festival aufgetreten als Adolf Zobrist. Der Musiker der Alphorngruppe Jungfrau eröffnete mit seinen Kolleginnen und Kollegen das Festival bereits zum achten Mal.
Es ist 14.35 Uhr, und auf dem Flugplatz Interlaken sammeln sich Freunde der harten Gitarrenmusik erwartungsvoll vor der Hauptbühne. Der Start des Greenfield Festival steht unmittelbar bevor.Kein lauter Knall, kein schreiender Ton einer Gitarre, kein Trommelwirbel: Aus dem Dunkel der Hauptbühne erhebt sich eine ganz andere Klangfarbe.
Die urchige, erdige und unverkennbare Inbrunst des wohl schweizerischsten Instruments, das es gibt. Dreizehn Alphornspielerinnen und -spieler haben sich auf der Hauptbühne versammelt; drei Frauen in Tracht, zehn Männer im «Sennenchutteli».
Alphornklänge an einem der grössten Festivals der Rock- und Metalszene Europas. Grösser könnte der Gegensatz kaum sein. Ein Gegensatz, der Tradition geworden ist: Zum achten Mal bereits eröffnete die Alphorngruppe Jungfrau das Greenfield Festival. 2011 wollten die Organisatoren etwas Spezielles zur Eröffnung und kamen auf die Idee mit der Schweizer Folklore.
Via Stefan Otz, den damaligen Interlakner Tourismusdirektor, kam der Kontakt mit der Alphorn-Koryphäe Adolf Zobrist aus Brienz zustande. Dieser weiss noch bestens, wie er sich damals fühlte. «Natürlich waren wir unsicher, ob unsere Musik beim Publikum gut ankommt.»
Inzwischen gehört das Greenfield Festival für Zobrist und seine Kollegen zu den Fixterminen in der musikalischen Agenda. Obwohl sich inzwischen eine Routine entwickelt hat, herrscht vor dem Auftritt doch eine gewisse Anspannung. Um die Mittagszeit versammeln sich die Musiker, um 13 Uhr gibt es ein gemeinsames Einspielen. «Dann checken wir nochmals den Ablauf und machen letzte Besprechungen. 30 Minuten vor unserer Auftrittszeit stehen wir bereit.» Einen Soundcheck gibt es nicht.
Die Alphornspieler wollen dem Publikum etwas Spezielles bieten. Nach zwei traditionellen Stücken in der grossen Gruppe macht sich eine Kleinformation mit vier Alphörnern und zwei Bücheln bereit; eine Besetzung, die in der Volksmusik aufgrund der unterschiedlichen Stimmungen nicht üblich ist.
Dann, ganz zum Schluss des Auftritts, ist die Melodie von «Numb» herauszuhören, einer Hymne der amerikanischen Band Linkin Park, die zweimal am Greenfield Festival aufgetreten ist. «Das Stück haben wir als Hommage an den letztes Jahr verstorbenen Leadsänger Chester Bennington arrangiert», so Zobrist. Ein paar Takte dauert es, bis beim Publikum der Groschen fällt. Dann gibt es Jubel und Beifall.
Die Alphorngruppe Jungfrau wird am ersten Festivaltag übrigens gleich behandelt wie alle anderen Bands. Die Spieler können sich am üppigen Buffet im Backstagebereich verpflegen, und es gibt eine finanzielle Entlöhnung. «Einige von uns bleiben jeweils noch bis zum Abend auf dem Gelände und hören sich Konzerte an», sagt Zobrist. Er selber geniesst den Sommerabend am anderen Ende des Brienzersees, wo die Konzerte je nach Windrichtung übrigens durchaus zu hören sind.
Inzwischen, sagt Zobrist, sei es für seine Alphornkollegen schon fast ein wenig ärgerlich, wenn sie mal für ein Greenfield Festival absagen müssten. «Einen viertelstündigen Auftritt vor einem so grossen Publikum, das gibt es nur hier.»
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch