Die Ära Strache endet in einem Wiener Weinlokal
Heinz-Christian Strache will sich aus der Politik zurückziehen. Er hatte die FPÖ gross gemacht.

Für seinen womöglich letzten grossen Auftritt hat sich Heinz-Christian Strache ein schickes Weinlokal ausgesucht, gleich ums Eck von der FPÖ-Zentrale in der Wiener Innenstadt. Ledersitze, volle Flaschen an den Wänden, drangvolle Enge in einer Gaststube voller Kameras: In diesem Ambiente verkündet der frühere Vorsitzende der Freiheitlichen Partei Österreichs gestern Morgen, dass er «schweren Herzens» seine Mitgliedschaft in der Partei «ruhend stellen» werde. «Mit dem heutigen Tag werde ich auch jegliche politische Aktivität einstellen und kein Amt und keine Funktion mehr anstreben», erklärt er. Es ist das Ende einer Ära – und womöglich der Beginn neuer Turbulenzen und eines Richtungsstreits in der FPÖ.
Der Dank ist aufgebraucht
Mit seinem kurzfristig anberaumten Auftritt im Vino Wien hat Strache die Reissleine gezogen, wenige Stunden bevor in der österreichischen Hauptstadt der Parteivorstand der FPÖ zusammenkam. Denn seit der Nationalratswahl am Sonntag, die den Freiheitlichen einen Absturz um zehn Prozentpunkte auf nur noch 16,1 Prozent bescherte, hat sich das Rumoren in der Partei gegen ihn gerichtet. Hohe Funktionäre hatten seine Suspendierung oder den Parteiausschluss gefordert. Und selbst auf seiner Facebook-Seite hatte sich ein Shitstorm über Strache entladen.
Es ist also ein Rückzug in auswegloser Lage. Nach dem Ibiza-Skandal, der Strache alle Ämter kostete, gewährte ihm die Partei noch viereinhalb Monate Deckung. Doch der Dank dafür, dass er in 14 Jahren an der Spitze die FPÖ wieder gross gemacht und bis in die Regierung geführt hatte, war spätestens dann aufgebraucht, als öffentlich bekannt wurde, dass er mutmasslich auf Parteispesen ein prunkvolles Leben als freiheitlicher Grosswesir geführt hat. Daraus lässt sich keine Verschwörungstheorie mehr stricken, das ist der Basis nicht mehr zu vermitteln, und so ist Strache zur untragbaren Belastung für die Partei geworden.
Strache scheint seinen Nachfolgern die Wiederbelebung eines alten Traumas zu ersparen.
Befreit von dieser Last, ist in der FPÖ nun überall die Parole vom Neuanfang zu hören. Doch der birgt noch zahlreiche Risiken. Eines davon hat unmittelbar vor Straches Auftritt die Gemüter bewegt, als die Registrierung einer Internetadresse namens liste-strache.at bekannt und dies als Indiz für mögliche Comebackpläne gedeutet wurde. Wer dahintersteckt, blieb jedoch unbekannt, und Strache scheint seinen Nachfolgern zumindest fürs Erste die Wiederbelebung eines alten Traumas zu ersparen.
«Eine Zerreissprobe und eine Spaltung der FPÖ will ich um jeden Preis verhindern», sagt er und bekennt sich zur «freiheitlichen Familie». Im Klartext heisst das: Den Haider macht er jetzt nicht. Sein Vorgänger Jörg Haider nämlich hatte die FPÖ 2005 mit der Gründung einer eigenen Partei namens Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) in zwei Teile zerlegt. Für die FPÖ wiederholt sich dennoch die Geschichte, dass genau jene Männer, die sie in schwindelnde Höhen führen, höchstselbst für den Absturz sorgen.
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