Destruktiv war einmal
Die New Jersey Devils erleben dank spektakulären Spielern wie Taylor Hall und Nico Hischier eine Renaissance. Trotzdem wäre es überraschend, könnten sie sich im Playoff gegen Tampa Bay Lightning durchsetzen.

Nico Hischier gewinnt das Anspiel rechts vor dem Tor von Tampa Bay Lightning und begibt sich dann, während die Scheibe in den Reihen der New Jersey Devils zirkuliert, beinahe gemächlich zwischen die beiden Bully-Kreise. Als der Puck frei liegt, ist er zur Stelle und bezwingt Andrei Vasilevskiy. Der 19 -jährige Walliser wird damit zum jüngsten Playoff-Torschützen in der Devils-Clubgeschichte.
Gut neun Monate zuvor sass Nico Hischier, Flipflops, Shorts, ein T-Shirt und eine Devils-Mütze tragend, im Medienraum der Postfinance-Arena und beantwortete Fragen zu einer anderen Premiere: Kurz zuvor war er im Draft der National Hockey League als erster Schweizer als Nummer 1 gezogen worden. Der Jüngling wirkte bescheiden und selbstbewusst zugleich. «Jetzt fängt die Arbeit erst richtig an», sagte er.
Damals war unsicher, ob sich das noch eher schmächtige Ausnahmetalent in der weltbesten Liga auf Anhieb würde behaupten können. Mittlerweile ist klar: Nico Hischier ist in der NHL nicht überfordert, im Gegenteil. Er bestritt bei New Jersey als Einziger alle 82 Partien der Regular Season, war in der internen Skorerliste mit 20 Toren und 32 Assists hinter Taylor Hall die Nummer 2 und hatte massgeblichen Anteil daran, dass New Jersey sich erstmals seit 2012 wieder für das Playoff qualifizierte.
Lehrgeld und Reifeprozess
Gerade die Duelle mit Tampa Bay zeigen allerdings, dass die Devils und auch Hischier noch einiges zu lernen haben. Auf der Internetseite Allaboutthejersey.com sind die entscheidenden Fehler aufgelistet; und die ersten beiden Gegentore in der Serie werden zumindest zum Teil dem Schweizer angelastet. Die Equipe aus Florida verfügt über mehr Klasse, zudem geht sie mit den Chancen deutlich effizienter um.
Der eingangs beschriebene Treffer Hischiers bringt New Jersey zwar den 1:1-Ausgleich, doch letztlich geht auch diese Begegnung verloren. Es droht eine kurze Serie. Doch das Team von John Hines beweist, dass es in der laufenden Saison einen Reifeprozess durchgemacht hat. Obwohl die Devils erneut in Rückstand geraten, realisieren im dritten Vergleich vor eigenem Publikum einen 5:2-Sieg.
«Es ist nicht mein Playoff-Sieg, es ist unser Sieg als Gruppe.»
Das Erfolgserlebnis ist in erster Linie mit zwei Personen verknüpft: Cory Schneider und Taylor Hall. Goalie Schneider, während der letzten Lockout-Saison achtmal für Ambri-Piotta im Einsatz, ersetzt Keith Kinkaid und zeigt eine brillante Leistung. Hall befruchtet mit einem Tor, zwei Assists und weiteren brillanten Aktionen die Offensive. Überhaupt ist Hall, 2010 von Edmonton als Nummer 1 gedraftet, die unumstrittene Leaderfigur.
Taylor Hall geht voran
«Er ist ein Profi und in jedem einzelnen Match einer der besten Spieler auf dem Eis. Er schiesst wichtige Tore und ist unser emotionaler Leader. Er ist der Grund, sind wir hier», stellt Teamkollege Blake Coleman nach dem Match in der Garderobe gegenüber einem Journalisten der Website Sportingnews.com klar. Hall tut nicht nur auf, sondern auch neben dem Eis oft das Richtige. Als er auf seinen ersten persönlichen Sieg im Playoff angesprochen wird, sagt der 26-jährige Kanadier: «Es ist nicht mein Playoff-Sieg, es ist unser Sieg als Gruppe.»
Der spektakuläre Flügel steht sinnbildlich für die neue Philosophie der Devils, welche General Manager Ray Shero implementiert hat. Das wenig vorteilhafte Image als destruktive Mannschaft wird bis heute geprägt durch eine rund zehnjährige Phase rund um die Jahrtausendwende, als New Jersey dreimal den Stanley-Cup gewann. Die Equipe überzeugte damals durch ihre physische Stärke sowie durch die «Falle in der neutralen Zone», die es dem Gegner verunmöglichte, schnelle Angriffe zu lancieren.
Nun praktiziert New Jersey nicht mehr destruktives, sondern schnelles, attraktives Offensiveishockey. Ob es gelingt, sich gegen das starke Tampa Bay durchzusetzen, ist fraglich. Aber der erste Schritt in eine erfolgreiche Zukunft ist gemacht. Und die jungen Spieler dürften noch besser werden. Spieler wie Nico Hischier.
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