Kommentar zu Puigdemonts FestnahmeDer Zeitpunkt könnte nicht schlechter sein
Die Festnahme von Carles Puigdemont befeuert den Katalonien-Konflikt. Dabei hatte sich das Verhältnis zwischen Barcelona und Madrid zuletzt eher entspannt.

Der Zeitpunkt ist alles in der Politik. Und die Festnahme des früheren katalanischen Regionalpräsidenten Carles Puigdemont könnte kaum ungelegener kommen. Gerade erst wollte die katalanische Regierung auf Einladung von Spaniens Premier Pedro Sánchez eine Ära des Dialogs mit Madrid einläuten, da flammen erneut die Ressentiments beider Seiten auf. Einmal mehr entzünden sie sich an Puigdemont, dessen symbolisches Potenzial als Märtyrer respektive Unhold ungebrochen ist. Manche Katalanen sehen in ihm nach wie vor ihren rechtmässigen «president», unter ihnen der neu gewählte Präsident Pere Aragonès.
Die Festnahme auf Sardinien gefährdet einen so ambitionierten wie umstrittenen Vorstoss der Zentralregierung: Sie war auf Betreiben des Sozialisten Sánchez weit auf die Separatisten in Katalonien zugegangen. Sánchez hatte gegen enormen Widerstand der Opposition und der eigenen Partei die Begnadigung führender Separatisten durchgesetzt. Er musste sich vorwerfen lassen, erpressbar und zu nachsichtig zu sein.
Diejenigen, die wollen, dass dieser Konflikt weiterbrodelt, werden die Gelegenheit nicht ungenutzt lassen.
Sánchez liess sich nicht abbringen, doch er ist unter Druck und muss jetzt Erfolge vorweisen. Der neu aufgesetzte Dialog zwischen Madrid und Barcelona sollte ein solcher werden – nun könnte er enden, ehe er richtig begonnen hat. Denn diejenigen, die wollen, dass dieser Konflikt weiterbrodelt, werden die Gelegenheit nicht ungenutzt lassen. Sie versuchen bereits, ihre Anhänger wieder auf die Strassen zu treiben. Guter Zeitpunkt für sie.
Fehler gefunden?Jetzt melden.