Der Wackelkandidat wurde Wahlsieger
Die Wählerinnen und Wähler haben alle bisherigen Gemeinderatsmitglieder im Amt bestätigt; die GLP mit dem vermeintlichen Wackelkandidaten Hans Berger legte am meisten Stimmen zu.
Mit 38,89 Prozent fiel die Wahlbeteiligung in Steffisburg tiefer aus als erwartet; bei den kantonalen Vorlagen lag die Stimmbeteiligung bei gut 45, bei den nationalen gar bei knapp 50 Prozent. Entsprechend ging ein Raunen durch den Höchhussaal, als Gemeindeschreiber Rolf Zeller die Zahlen bekannt gab.
Sie zu deuten ist schwierig, es bleiben nur zwei Möglichkeiten: Die Steffisburgerinnen und Steffisburger sind auf kommunaler Ebene schlicht politikverdrossen - oder sie sind zufrieden mit dem Kurs, den die Regierung in den letzten Jahren eingeschlagen hat.
Bisherigen wiedergewählt
Die Art und Weise, wie die Wählerinnen und Wähler alle sieben Mitglieder des Gemeinderates in ihren Ämtern bestätigt haben, lässt eher auf Zweiteres schliessen. Jürg Marti und Elisabeth Schwarz sicherten den SVP mit 31,7 Prozent der Stimmen (-0,25) zwei Sitze, Stefan Schneeberger hielt den Sitz der FDP, Hans Berger von der GLP – im Vorfeld als Wackelkandidat gehandelt – schaffte die Wiederwahl ebenso souverän wie Christian Gerber, der für die EDU zum ersten Mal als Bisheriger antreten konnte.
Ursulina Huder und Marcel Schenk holten schliesslich auf die zwei SP-Sitze, wobei sie den zweiten Sitz nur dank dem Restmandat halten konnten.
Berger erleichtert
«Für mich war immer klar, dass es für meine Wiederwahl eng werden könnte», sagte Hans Berger nach Bekanntgabe der Resultate. «Umso grösser ist jetzt die Erleichterung – auch dass wir als Team weitermachen können. Wobei ich um die anderen weniger Angst hatte, als um mich.»
Hans Berger im Interview. Video: Marco Zysset
Mit 12,13 Prozent holte die Partei fast vier Prozent mehr Stimmen als 2014 - und wurde damit zur eigentlichen Siegerin der Steffisburger Gemeindewahlen, insbesondere mit Blick auf die Parlamentswahlen.
Weiter wie bisher?
«Gebibbert», wie er selber sagt, hat auch Marcel Schenk. Die SP konnte zwar beim Wähleranteil mit 24,7 Prozent gegenüber 23,3 vor vier Jahren leicht zulegen, konnte aber den zweiten Sitz erneut nur über das Restmandat holen. «Ich musste befürchten, dass die Listenverbindung von SVP und FDP vier Sitze macht, was mich oder Hans Berger das Mandat gekostet hätte.»
Stefan Schneeberger, dessen FDP mit 12,8 Prozent der Stimmen einen Rückgang um 1,6 Prozent in Kauf nehmen musste, wertet das Wahlergebnis als Bestätigung für die geleistete Arbeit des Rates, «und dementsprechend freue ich mich, in einem bewährten und motivierten Team weiterarbeiten zu können.»
Auch Elisabeth Schwarz zeigt sich zufrieden, dass der Rat in seiner bisherigen Zusammensetzung weiterpolitisieren kann: «Wir haben einiges gemeinsam aufgegleist und es ist sicher einfacher, diese Geschäfte jetzt fortzuführen, ohne dass jemand sich neu einarbeiten muss.»
«Ich freue mich über die Wiederwahl und bin motiviert, im bestehenden Team weiterarbeiten zu können», sagte Christian Gerber - im Wissen darum, dass ihm beispielsweise rund um das Thema Mobilfunkanlagen in den nächsten vier Jahren ein rauherer Wind entgegenwehen wird. «Ich konnte in den letzten zwei Jahren viel lernen und bin ich zuversichtlich, dass ich mein Wissen und meine Kraft auf den Boden bringen kann.»
Huders Warnung
Als Amtsälteste im Rat hat auf Ursulina Huder die Wiederwahl problemlos geschafft. Sie interpretiert das Wahlergebnis und die Tiefe Wahlbeteiligung als Mix aus Politikverdrossenheit und der Tatsache, dass sachlich politisiert werde. «Wenn wir Krach hätten, hätten wir wohl auch eine höhere Wahlbeteiligung. Insofern sehe ich das Ergebnis eher als Bestätigung für die bisherige Politik.»
Allerdings weiss Ursulina Huder nicht zuletzt aus ihrer langen Erfahrung, dass das kaum für alle Zeit so bleiben wird. «Man hat in den letzten Wochen gespürt, dass der Ton rauher wird. Jene Politikerinnen und Politiker, die sich noch an die unschöne Zeit zwischen 1998 und 2002 erinnern, ziehen sich langsam zurück. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir ihnen vermitteln können, dass es sehr unangenehm ist, wenn nur noch auf den Mann oder die Frau gespielt wird, anstatt um die Sache zu kämpfen.»
Ergebnisse Gemeinderat:Gewählt sind: Jürg Marti (SVP, 3361 Stimmen), Elisabeth Schwarz-Sommer (SVP, 2488), Stefan Schneeberger (FDP, 1597), Hans Berger (GLP, 1383), Ursulina Huder (SP, 1519), Marcel Schenk (SP, 1398), Christian Gerber (EDU, 1467)
Nicht gewählt: Reto Jakob (SVP, 1398), Thomas Winkler (SVP, 1011), Christa Altorfer (Partei, 1022), Thomas Dermond (BDP, 529), Konrad Eduard Moser (FDP, 847), Kevin Müller (FDP, 479), Rosette Rohrbach Gyger (FDP, 417), Urs Weber (FDP, 400), Reto Christian Neuhaus (GLP, 454), Daniel Gisler (GLP, 437), Maja Hürlimann-Zumbrunn (GLP, 504), Ruedi Christen (GLP, 433), Louis Justus Siegrist (GLP, 422), Gabriela Hug-Wäfler (SP, 936), Bettina Joder Stüdle (SP, 956), Peter Jordi (SP, 816), Beat Messerli (SP, 812), Daniel Schmutz (SP, 899), Thomas Schweizer (EVP, 633), Bruno Berger (EDU, 559), Ursula Jakob-Lang (EVP, 628), André Pfäffli-Recher (parteilos, 536), Patrick Bachmann (EVP, 613).
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