Der unbekannte Bekannte
Der Schauspieler Urs Jucker wird mit dem Film «der Frosch» von der Ratte zum Schwan.

«Früher hiess es: In Zürich wirst du zum Schwan ausgebildet und in Bern zur Ratte», kommentiert der Schweizer Urs Jucker lachend seine Schauspielausbildung an der damaligen Hochschule für Musik und Theater in Bern. «Ich wollte wohl eine Ratte werden...» Heute lebt Jucker, Jahrgang 1973 und aufgewachsen in Schaffhausen, wie viele seiner Kollegen in Berlin.
Urs Jucker gehört – salopp ausgedrückt – zu den unbekannten Bekannten des deutschsprachigen Films: Im einen oder anderen «Tatort» war er dabei, im «Bestatter» ebenfalls, vor zwölf Jahren spielte er den Vater des Klaviergenies Vitus in Fredi M. Murers gleichnamigem Kinofilm, und dieses Jahr war er in Micha Lewinskis Fernsehfilm «Lotto» zu sehen. Jedes Mal erkennt man ihn wieder – aber nicht immer weiss man, woher. Trotz Charaktergesicht: Es ist wohl das Schicksal der Ratte.
In einigen Jahren jedoch wird man sich vielleicht denken: Urs Jucker, den kenne ich aus «Der Frosch». Die scharfsinnige Tragikomödie um einen depressiven Literaten in Liebesnöten kommt diese Woche in die Kinos, Urs Jucker brilliert darin in der Hauptrolle, und er ist dafür als bester Schauspieler beim Schweizer Filmpreis nominiert.
Was bedeutet ihm diese Nomination? «Es schmeichelt mir. Aber ich verdanke es auch dem Autor und Regisseur Jann Preuss: Er liess uns Freiräume, wir konnten Dinge ausprobieren, während er das richtige Klima schuf. Das ist im Filmgeschäft seltener, als man denkt.» Man hört es heraus: Jucker ist ein Teamplayer und keine Diva. Sollte er den Schweizer Filmpreis tatsächlich gewinnen, dann hofft er, dass er in der Dankesrede niemanden vergisst.
Es ist die Bescheidenheit eines Handwerkers, der sich in Nebenrollen profiliert hat und der sogar einen bösen Scherz vermutete, als ihm die Hauptrolle für «Der Frosch» angeboten wurde: Es mutiert schliesslich nicht alle Tage eine Ratte zum Schwan.
«Der Frosch»:Berner Premiere in Anwesenheit des Regisseurs Jann Preuss: Do, 23. 3., 20 Uhr, Kino Movie Bern. Anschliessend Podiumsgespräch zum Thema «psychische Gesundheit». Ab 23. 3. im Kino.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch