Grosse Aufregung herrschte am Freitag im Glattzentrum in Wallisellen. Die beiden deutschen Tiktok-Stars Firat und Luana hatten zum Fantreffen im Einkaufszentrum aufgerufen – und die Fans kamen in Scharen. Statt der erwarteten 500 bis 800 Personen kamen an die 3000 – mehrheitlich Kinder und Jugendliche, die sich laut den Verantwortlichen im Glattzentrum «völlig überdreht» aufführten, sodass der Event aus Sicherheitsgründen abgebrochen wurde. Das sorgte vor allem bei den deutschen Tiktokern für Ärger; sie gaben die Schuld für das Chaos den Schweizer Tiktokern. Diese hätten den Anlass als Trittbrettfahrer besucht, um sich selber in Szene zu setzen. Nun herrscht Streit an der Tiktok-Front, es wurde mit Anzeigen gedroht.
In den vergangenen beiden Dekaden hat sich wiederholt gezeigt: Wenn Phänomene aus den digitalen Medien aufs echte Leben treffen, ist das Chaos vorprogrammiert. Man kennt das von Partys, für die auf Facebook, Whatsapp oder Instagram Werbung gemacht wird und die dann vollkommen ausarten. Und nun also Tiktok, die Social-Media-Plattform der Stunde, von deren Existenz viele Leser zuvor noch nie gehört haben dürften.
Tiktok ist eine Videoplattform und ein soziales Netzwerk, bei dem kurze, selbst gedrehte Videos mit Ton unterlegt werden können. Die App gehört zu den aktuell beliebtesten auf dem Social-Media-Markt, besonders beim sehr jungen Publikum. Sie hat entsprechend junge Stars geschaffen, was sie wiederum für Marketingfachleute mit Fokus auf «die Jungen» interessant macht. So erfolgreich die App ist, so selbstbewusst treten ihre Aushängeschilder auf. Sie werden Influencer oder arbeiten als Marketingfachleute und Berater für klassische Medien und Werbeagenturen.
Doch vielen jungen Menschen geht es in den sozialen Medien wie Goethes Zauberlehrling: Sie können die Konsequenzen ihres Handelns nicht abschätzen. So hatten auch die deutschen Tiktoker das Fantreffen auf eigene Faust organisiert – ohne die Betreiber des Glattzentrums zuvor um Erlaubnis zu bitten oder sich um Sicherheitsfragen zu kümmern. Erst kurz vor dem geplanten Event hatten die Verantwortlichen davon erfahren und waren dann laut eines Berichts von «20 Minuten» selbst auf die Tiktoker zugegangen. Die Situation eskalierte, weil das Interesse viel grösser war als angenommen.
Diese Leichtfertigkeit ist das Problem – und nicht etwa, dass auch Schweizer Tiktoker dem Aufruf der Deutschen gefolgt sind und sich im Glattzentrum für ihre Fans gefilmt haben. Wer auf einem Social-Media-Kanal so viele Follower unterhält und dann einen solchen Event einfach auf eigene Faust plant, ohne sich mit anderen abzusprechen, kann sich nicht über unvorhergesehene Folgen beklagen. Sondern sollte das nächste Mal das Interesse in den sozialen Medien mit der Realität abgleichen und entsprechend planen.
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Der Tiktok-Schock
Wenn Phänomene aus den sozialen Medien auf die Realität treffen, folgt oft Chaos. Das liesse sich vermeiden.