Der stille Leader
Noch vor drei Jahren spielte Julian Bühler für den FC Thun in der höchsten Schweizer Liga. Jetzt kämpft der ehemalige Fussballprofi für seinen Stammverein Herrliberg um den Verbleib in der regionalen 2. Liga.
Von David Schweizer, Herrliberg Eigentlich ist man mit 26 im sogenannten besten Fussball-Alter. Julian Bühler ist 26. Noch vor drei Jahren spielte er für den FC Thun in der Super League. Doch seit der Rückrunde ist der ehemalige Fussballprofi wieder beim FC Herrliberg. Bühler will seinem Stammverein helfen, die Klasse zu halten. Am Donnerstag hatte er seinen vierten Meisterschaftseinsatz – gegen den FC Uster. Zu einem Punkt reichte es nicht. Der Seeklub unterlag 1:2 und verbleibt damit auf dem vorletzten Platz in der Gruppe 1 der regionalen 2. Liga. Auch mit dem Rückkehrer hat sich die Lage nicht verbessert. Herrliberg hat vier seiner fünf Spiele – allesamt zu Hause – verloren. Einzig die Auswärtspartie in Bassersdorf (3:1) konnte gewonnen werden. Von der vermeintlichen Heimstärke auf Kunstrasen war zuletzt wenig zu sehen. Der negative Höhepunkt war vor Wochenfrist das 3:5 gegen den Mitkonkurrenten Unterstrass. Bühler fehlte gegen die Stadtzürcher aus privaten Gründen. Seinen Wert für die Mannschaft habe man gegen Uster wieder gesehen. Das sei im Vergleich zum Unterstrass-Spiel wie Tag und Nacht gewesen, sagt Alois Battaglia. Der Trainer sah gegen die Zürcher Oberländer – obwohl es bereits die 13. Saisonniederlage war – wieder viele positive Ansätze. Gegen Uster war nicht Bühler, sondern Remo Roider der auffälligste Akteur im Dress von Herrliberg. Der ehemalige Erstliga-Spieler von Tuggen hatte dann auch in der 29. Minute die beste Chance. Doch er schoss die ideale Vorlage von Bühler über das Tor. Den Kritikern, die meinen, der ehemalige Spitzenspieler müsse doch mehr hervorstechen, entgegnet Coach Battaglia. «Es kommt eben auf die Rolle an.» Bei Herrliberg spielt Bühler nicht mehr wie früher im Sturm, sondern im zentralen Mittelfeld. «Er kämpft und macht weite Wege für das Team. Er ist unser stiller Leader», lobt ihn Battaglia. Mittelfeld statt Sturm Überhaupt ist Bühlers sportlicher Weg aussergewöhnlich: Noch als 17-Jähriger spielte er für den FC Herrliberg in der 3.?Liga. Trotzdem schaffte er es innert kurzer Frist in den Spitzenfussball. Nach seinem Wechsel zum FC Seefeld gelang ihm mit dem Quartierklub sogleich der Aufstieg in der 1. Liga. Dort wiederum machte er mit 14 Toren die Grossvereine auf sich aufmerksam. Er hatte U-21-Angebote von GC, dem FCB sowie YB – und entschied sich schliesslich für den FC Basel. «Ich habe bis in die 1.?Liga zum Plausch gespielt», sagt Bühler. Mit 19 trainierte er erstmals unter professionellen Bedingungen mit dem Schweizer Rekord-Nationalspieler Heinz Hermann. Damit ist er eine Ausnahme: Der Grossteil der Talente schafft heute den Sprung in die U-21 über den U-16- und U-18-Nachwuchs. «Meine Defizite waren bekannt. Deshalb wurde bei mir vor allem in der ersten Saison an der Technik und der Taktik gefeilt», erinnert sich Bühler. In den zwei Jahren beim FCB war er zwar nie bei Christian Gross' erster Mannschaft ein Thema. Seine Darbietungen reichten aber zu einem Dreijahresvertrag beim zuvor in der Champions League brillierenden FC Thun. Und auch bei den Berner Oberländern gelang der Einstieg. Bereits in seiner ersten Spielzeit in der Super League kam er 28-mal zum Einsatz und erzielte 3 Treffer. In besonderer Erinnerung ist ihm natürlich das erste Tor geblieben. Vor 6000 Zuschauern traf er auf der Luzerner Allmend per Kopf zum 2:1-Sieg. «Nach meiner Debütsaison gab es bereits andere interessierte Vereine», sagt Bühler. «Man empfahl mir aber, die Leistungen in Thun zu bestätigen.» Dazu kam es nicht. Der Zürcher zog sich im August einen Kreuzbandriss im Knie zu und fiel rund sechs Monate aus. Erst in der Endphase kam er zu einigen wenigen Einsätzen. Thun stieg als abgeschlagener Letzter ab.Bühler wechselte trotz des laufenden Vertrags zum FC Winterthur. Dort spielte er nach einem soliden Start immer weniger und machte schliesslich nach eineinhalb Jahren einen weiteren Schritt zurück zu YF Juventus. Zuvor hatte er einige Probetrainings bei anderen Challenge-League-Klubs bestritten und war zum Schluss gekommen: So viel Aufwand, so wenig Ertrag. Er legte fortan den Fokus auf sein Betriebsökonomie-Studium. «Im Nachhinein war mein vorzeitiger Abgang in Thun wohl ein Fehler. Dennoch bereue ich nichts», blickt er auf seine Profikarriere zurück. Zukunft in Herrliberg Bei YF Juventus fehlte im letzten Sommer schliesslich nicht viel zum Aufstieg. «Mit YF wäre ich sicher nochmals in die Challenge League», sagt er. Doch statt Challenge League spielt Bühler nur ein halbes Jahr später 2. Liga regional in seinem Dorf. Der Grund ist simpel: Neben dem Studium arbeitet er mittlerweile noch zu 80 Prozent. Klar habe er zu anderen Klubs wechseln können, bekräftigt er. Doch in Herrliberg gehen Job und Sport – mit zwei Trainings in der Woche – gut aneinander vorbei. Das will er auch über den Sommer hinaus. «Meine Wanderjahre sind vorbei. Ich habe nicht vor, wieder zu wechseln», sagt Bühler. Herrlibergs Julian Bühler beschäftigt die Ustermer Abwehr um Ivan Marrocco (links) und Dominique Burger. Foto: Michael Trost Herrlibergs Julian Bühler beschäftigt die Ustermer Abwehr um Ivan Marrocco (links) und Dominique Burger. Foto: Michael Trost
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