Der slammende Musiker
Er ist ein Hansdampf in den Thuner Gassen: Marco Gurtner, Schlagzeuger bei Infinite Hills und Poet bei «Thun ist Nirgends». Ein Gespräch über Vergangenheit, Zukunft und Bern.

Der 25-jährige Thuner Marco Gurtner ist vielen jüngeren Leuten als Slam-Poet und Mitbegründer der fünfköpfigen Spoken-Word-Gruppe «Thun ist Nirgends» bekannt. Allerdings ist er auch der Drummer der Indie-Popband Infinite Hills und gibt mit seinen beiden Freunden Steven Wyss und Jan Dintheer regelmässig Konzerte in und um die Region Thun.
Doch wie kam es dazu? Ein Gespräch über seinen Werdegang, weitere Pläne für die Zukunft und darüber, warum «Thun ist Nirgends» ein kleiner Seitenhieb in Richtung Bern ist.
Ein Lieblingsort
Das Mani's in Thun ist für unser Treffen gut besucht. «Bi gly da, der Zug isch gad acho», lese ich auf meinem Smartphone. Wenig später betritt Marco Gurtner das Café, geht in meine Richtung und begrüsst mich.
«Ds Mani's isch haut schono eine vo myne Lieblingsört», sagt er, während er seine Jacke auszieht. Mit roter Mütze und Schal, einer markanten dünnen Brille und den Tattoos an den Unterarmen nimmt er Platz und bestellt für uns beide einen Kaffee.
Früh übt sich
Auf meine erste Frage, ob zuerst die Musik oder das Slammen gekommen sei, antwortet Marco mit leichtem Grinsen: «Ich bin leidenschaftlicher Schlagzeuger und Musiker. Als kleiner Knirps habe ich auf alles Mögliche drauflosgetrommelt. Später habe ich in der Schule gemerkt, dass ich zusätzlich gerne Texte schreibe.» Das ging so weit, dass er sich nach der kaufmännischen Lehre mit Berufsmatura dazu entschloss, ein Studium am Literaturinstitut der Hochschule der Künste Bern in Biel aufzunehmen.

«Während des Studiums aber habe ich gemerkt, dass ich eher etwas anderes in einer anderen Richtung machen möchte: So schrieb ich mich deshalb an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Winterthur für den Studiengang Kommunikation ein. Da es diesen nur in Winterthur gibt, hatte ich keine andere Wahl, als dorthin zu zügeln. Glücklicherweise haben ein Freund, der auch in Winterthur studiert, und ich eine WG zusammen.»
Die Band
«Ich habe in früheren Schulzeiten in einigen Bands mitgewirkt», fährt Marco fort, «aber das Projekt Infinite Hills ist jenes, das am meisten Hände und Füsse hat.» Gegründet wurde Infinite Hills 2009. «Etwa drei Jahre später – ich bin da nicht mehr ganz so sicher – haben wir 2012 unsere erste Demo rausgebracht, gratis zum Download.»
«Als kleiner Knirps habe ich auf alles Mögliche drauflosgetrommelt.»
Die erste richtige EP kam vier Jahre später: «Mit ‹The Hunter› konnten wir den ersten Meilenstein erreichen. Da verspürten wir schon erste Anzeichen von Professionalität.» Auf die Frage, ob nächste Alben geplant seien, antwortet Marco zurückhaltend: «Ich möchte jetzt nicht zu viel verraten, aber es sollte noch in diesem Jahr etwas von uns rauskommen. Lass dich überraschen.»
Die Poesie
Und wie kam es zum Poetry-Slam? «Das war in der Lehrzeit. Im Deutschunterricht fand mal ein Workshop statt, der sich mit Poetry-Slam befasste.» Das hinterliess Spuren bei Gurtner: «Mir gefiel der Workshop sehr. Allerdings habe ich mich dann nicht mehr gross damit befasst, da die Musik für mich einen Tick wichtiger ist. Eines Tages habe ich an einer U-20-Meisterschaft im Poetry-Slam mitgemacht und bin auf Anhieb Schweizer Meister geworden.»
Und «Thun ist Nirgends»? «Bei einem Slam-Auftritt im Mokka in Thun traf ich in der Vorrunde auf Michael Frei, der zur gleichen Zeit wie ich mit Slammen begonnen hatte. Wir sind befreundet und kennen uns seit Kindertagen. Moderiert wurde es von Remo Rickenbacher, einem weiteren Thuner Slam-Poeten.
«Unseren Gruppennamen kann man schon als einen kleinen Seitenhieb verstehen.»
So entstand die Idee, eine Thuner Spoken-Word-Gruppe zu bilden. Von Anfang an war klar, dass wir uns ‹Thun ist Nirgends› nennen, in Anlehnung an «Bern ist überall», eine Literatengruppe, in der unter anderen Pedro Lenz mitmischt. Unseren Gruppennamen kann man schon als einen kleinen Seitenhieb verstehen.»
Das Theater?
Auf seine Zukunft angesprochen, verrät Marco: «Mit Infinite Hills kann ich mir schon vorstellen, Geld zu verdienen. Allerdings müsste man ein grösseres Einzugsgebiet als rund um die Region Thun haben, da dort das grössere Stück vom Kuchen wartet.»
Zur beruflichen Zukunft sagt er: «Mit dem Studium, das ich in Winterthur mache, gäbe es mir die Möglichkeit, später einmal als Moderator zu arbeiten. Ich war schon immer eine Rampensau. Als Kind wollte ich mal Clown werden.» Und ob er in Zukunft weiterhin slammt? «Das kann ich nicht sagen, mal schauen. Vielleicht führe ich ja mal mein selbst geschriebenes Theaterstück auf, das schon seit Ewigkeiten in den Startlöchern steht!» Arbër Shala (24) wohnt in Thun und ist in der Ausbildung zum Kaufmann. Seine Hobbys sind Fussball, Unihockey, Salsa, Sprachen und bildende Kunst.
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