Der sichere Hafen Europas
Während zahlreichen europäischen Ländern die Herabstufung ihrer Kreditwürdigkeit droht, erweist sich die Schweiz als Fels in der Brandung. Der Chefökonom der Privatbank Julius Bär, Janwillem Acket, sagt wieso.

Der Schweiz droht derzeit keine Herabstufung des Top-Rankings AAA. Hierzulande müsse sich die Politik nicht wie in der Eurozone unmittelbar mit der Rettung von taumelnden Banken beschäftigen, sagt der Chefökonom der Privatbank Julius Bär, Janwillem Acket.
Nach der Rettung der UBS 2008 wegen ihrer Verluste in der US-Hypothekenkrise habe die Schweiz Gegensteuer gegeben und die Kapitalvorschriften verschärft. Auch seien die Banken nicht unmittelbar von der Euro-Krise bedroht, da sie nicht so stark in kriselnde Staatsanleihen investiert seien.
Staatsverschuldung gesenkt
«Obwohl es der Schweiz wirtschaftlich auch nicht gut geht, ist sie dennoch in einer beneidenswerten Lage», sagte Acket der Nachrichtenagentur sda. Im Gegensatz zu vielen Euroländern habe die Schweiz die Staatsverschuldung in den vergangenen Jahren senken können.
In der Eurozone sei hingegen inzwischen fraglich, ob die mit der Bestnote versehenen Länder Deutschland, Frankreich, Österreich, Finnland, Luxemburg und die Niederlande ins Straucheln geratene Banken retten könnten. Vielen Banken in der Eurozone drohen massive Verluste, weil sie in hohem Mass gefährliche Staatsanleihen halten.
Indem Standard & Poor's (S&P) nun das Toprating der starken Euroländer anzweifle, zeige sich nur die grundlegende Vertrauenskrise der Finanzmärkte gegenüber der Eurozone und ihren Politikern. Würden starke Länder das AAA verlieren, wäre auch der Euro-Rettungsschirm in Frage gestellt, gibt Acket zu bedenken.
Schweizer Schuldenbremse als Vorbild
Das Misstrauen der Märkte sei auch deswegen gross, weil einige Staaten ihre alten Schulden durch neue ersetzen müssten: «Italien muss 2012 insgesamt 375 Milliarden Euro aufnehmen, und niemand weiss im Moment, wie das gehen soll, zumal sich die Wirtschaftslage in Italien wie überall sonst verschlechtert», sagte Acket. Wegen gestiegener Zinssätze sind neue Schulden derzeit sehr teuer.
Die Ankündigung einer möglichen Herabstufung auch starker Euroländer ist laut dem Ökonomen ein Mahnfinger an den EU-Krisengipfel am Freitag: «Wenn die Politiker dort nicht entscheidende Signale setzen, dann wird die Situation noch vor Weihnachten sehr schwierig.»
In der Schweiz habe die Schuldenbremse positiv auf die Schuldendynamik gewirkt. Acket hält es für denkbar, dass dieses Instrument auch in der EU eingeführt wird. Deutschland und Frankreich wollen die EU-Länder zu stärkerem Sparen zwingen und drängen auf stärkere Kontrollen der nationalen Haushalte.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch