Der Selbstverschwender ist nicht mehr
Ein Mann und die magischen Möglichkeiten der Theaterbühne: Zum Tod des Autors und Regisseurs Christoph Schlingensief.
Christoph Schlingensief ist tot. Unser Christoph Schlingensief ist tot. Und als er starb, vorgestern Samstag, da war der Himmel wolkenlos und blau und stand weit offen für den Mann, der niemals sterben wollte und der nach zweieinhalb Jahren doch aufgeben musste gegen den Lungenkrebs. Er hinterlässt seine Mutter und seine Frau Aino, die ihm Heimat war und Stütze in den schlimmen letzten Jahren. Die beiden haben vor einem Jahr geheiratet, auch im August, auf einem Schloss in der Mark Brandenburg. Immer wieder hat er sich Vorwürfe gemacht, dass seine Krankheit für sie eine zu grosse Zumutung sei, und im zweitletzten Eintrag seines Blogs vom 8. Juli heisst es: «Denn das Wichtigste ist eigentlich: Denke an die anderen, die dich ertragen müssen. Die haben mehr Hölle auf Erden, als erlaubt ist.»