Der Schrei aus Soma
Nach der Katastrophe in der Kohlemine steigt die Wut der Türken auf ihre Regierung. Denn vor diesem Unglück war ausdrücklich gewarnt worden.
Am Mittwochnachmittag tragen sie einen der Retter erschöpft aus der Mine. Der Mann kann kaum sprechen, aber er sagt in eine Kamera des türkischen Fernsehsenders NTV: «Da unten lebt keiner mehr.» Wenn dies stimmt, dann ist das Bergwerksunglück von Soma im Westen der Türkei das schlimmste, das die Republik in den 90 Jahren ihres Bestehens erlebt hat. Drei Tage Staatstrauer hat Regierungschef Recep Tayyip Erdogan schon am Morgen angeordnet, Parlamentssitzungen sind abgesagt, ein offizieller Feiertag für die Jugend ebenso. Der Regierungschef reist nicht nach Albanien, sondern eilt an den Unglücksort. Präsident Abdullah Gül verzichtet auf einen Staatsbesuch in China.