SCB-Sieg gegen den ZSCDer Scherwey-Faktor
Der SCB bezwingt auch dank dem Rückkehrer die Zürcher 2:1 nach Verlängerung und macht einen kleinen weiteren Schritt Richtung Pre-Playoff-Teilnahme.

Und dann schoss er auch noch das Tor. Als Tristan Scherwey mitten im Schlussdrittel im Powerplay nur 89 Sekunden nach dem Zürcher 0:1 ausglich, war plötzlich ganz kurz alles so wie früher in Bern, in den guten alten Zeiten. Die Euphorie in der Halle, der laute Jubel, der Torschütze, der mitten auf dem Eis in alle Richtungen die Fans animiert, um noch mehr zu lärmen. Scherwey war zurück, nach zwei Monaten Verletzungspause. Er war nun so richtig zurück.
Sein Ausgleich, wunderbar vorbereitet von Phil Varone, brachte den SCB in die Verlängerung – und dort erzielte Varone, erneut im Powerplay, mit einem geschickten Ablenker das Siegtor. Die Assists kamen von Kaspars Daugavins und … Scherwey natürlich. Weil Ambri gegen Biel drei Punkte gewann und der SCB nur zwei, schmolz zwar der Vorsprung des SCB weiter auf fünf Punkte.
Dennoch bedeutete der Sieg zwei Runden vor Qualifikationsschluss einen kleinen Berner Schritt Richtung Pre-Playoff. Verliert Ambri am Samstag bei Fribourg, ist der spielfreie SCB bereits qualifiziert, ansonsten kommt es am Montag in der letzten Runde zum Showdown.
17 Sekunden brauchte es
Es braucht hin und wieder nicht viel, damit ein Team mit einem anderen Gesicht auftritt. Beim SCB reichten 17 Sekunden mit Tristan Scherwey auf dem Eis, und das Feuer, das zwei Tage zuvor gegen Ambri erloschen schien, flammte wieder auf. SCB-Coach Johan Lundskog liess sich zu Beginn etwas einfallen, schickte für die ersten beiden Shifts völlig andere Linien aufs Eis als angekündigt. Er nahm sogar das einzige zuletzt wirklich funktionierende Trio Fahrni/Varone/Bader auseinander. Hatte der Schwede den Verstand verloren?
Nein, die Täuschungsaktion war nach zwei Shifts zu Ende, die Linien danach wieder wie erwartet. Der Grund für das Wirrwarr? Lundskog wollte Scherwey in zwei der ersten drei Shifts auf dem Eis haben – und der Berner Aggressivleader lieferte: Nach 17 Sekunden checkte er Simon Bodenmann in die Bande und suchte gegen jeden weiteren ZSC-Spieler den Körperkontakt. Das reichte, das Leben war wieder zurück im nach dem 1:5 gegen Ambri totgeglaubten SCB.
Der Funke sprang über auf den Rest, im physischen Bereich war beim SCB deutlich mehr los als in den letzten Spielen. Die ZSC Lions waren für Bern ein dankbarer Gegner, weil die Zürcher zum Eishockeyspielen da waren, während Ambri am Mittwoch vor allem zum Kämpfen, Kratzen und Beissen gekommen war – und das äusserst effizient auch tat.

Das Tempospiel der Berner war verbessert, es half sicher, dass es kein Back-to-back-Spiel mehr war wie gegen die Tessiner. Und eben Scherwey: Nicht, dass der Stürmer nach zwei Monaten Verletzungspause spielerisch für grossen Mehrwert hätte sorgen können. Im Gegenteil, bis zu seinem Treffer bekundete er Mühe, was völlig normal war nach so langer spielfreier Zeit. Aber alleine seine Präsenz liess Bern mutiger und physischer spielen. Ganz nach dem Motto: Wenn der knapp genesene Teamkollege das kann, dann müssen wir das auch tun.
Natürlich veränderte Scherweys Comeback nicht alles. Für spielerische Glanzlichter stehen beim SCB nach wie vor zu viele Spieler auf der Absenzenliste. Mehr Präsenz in der Defensive und folglich mehr Ordnung war zwar unverkennbar. Gegen defensiv kompakte und praktisch fehlerlos spielende Zürcher konnte sich der SCB bei 5-gegen-5 kaum aber kaum Torchancen herausspielen.
Und je länger das Spiel dauerte, desto mehr zeigte sich auch, dass der SCB noch alles andere als ein gefestigtes Team ist. Das 0:0 nach 40 Minuten war darum ein gutes Zwischenresultat für Bern. Es lieferte die Basis für die nach den beiden Toren plötzlich wilde Schlussphase – mit dem besseren Ende für den SCB.
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