Der Roboter verteilt jetzt Medikamente
Die Spitäler fmi geben jährlich rund 1,5 Millionen Einzeldosierungen ab, Tabletten, Pillen, Tropfen. Die müssen für die Patienten abgezählt und abgepackt werden. Seit einiger Zeit hat man diesen Prozess automatisiert.
Zahlen sind wichtig im Gesundheitswesen. Sie geben den komplexen Vorgängen ein Gesicht, lassen erahnen, welche finanziellen Mittel notwendig sind, damit Menschen geholfen werden kann. Und nicht zuletzt lassen sich Zahlen auch analysieren, man kann auf Missstände reagieren und Massnahmen ergreifen.
Das getan hat Enea Martinelli, Chefapotheker der Spitäler fmi AG. Und er hat sich die Reorganisation des Medikationsprozesses zum Ziel gesetzt und mittlerweile auch umgesetzt. «Wenn wir von 1,5 Millionen Einzeldosierungen jährlich ausgehen und gemäss einer Studie nur schon von einem Prozent Fehlerquote ausgehen, gibt das 15'000 fehlerhafte Medikationen pro Jahr.» Das wären also 41 pro Tag, davon 600 mit Auswirkungen auf den Patienten.
Und das kostet: Jeder Krankheitsfall wird um 4000 Franken teurer, pro Jahr sind das 1,8 Millionen Franken. Neben den fmi-Spitälern werden auch die Michel-Gruppe, die Eden-Kliniken Oberried und Ringgenberg, der Seniorenpark Weissenau in Unterseen,die Stiftung Alpbach in Meiringen, das Chalet Stampach in Aeschi und das Pflegeheim Frutigland versorgt
Mehrjähriger Prozess
Was einfach tönt, ist in der Praxis sehr aufwendig: Jede von einem Arzt ausgestellte Medikamentenverordnung muss exakt nach Rezept an den Kunden abgegeben werden. «Diese anspruchsvolle Aufgabe binden viele qualifizierte Spitalarbeiter mit der mühsamen Handarbeit des Zusammensuchens», sagt Martinelli. Seit einigen Jahren haben die Spitäler nun eine intelligente, automatisierte Lager-, Verteil- und Ausgabelösung eingerichtet, die viel Handarbeit erübrigt.
Doch was bedeutet das? Der Computer übernimmt weite Teile der Systeme: Von der Anlieferung im gekühlten Lastwagen bis fast zur Abgabe an den Patienten kann der Weg jedes einzelnen Medikaments verfolgt werden.
Der Roboter sortiert
Das tönt simpel, ist aber sehr aufwendig. Von der passenden Software, die mit den Daten umgehen kann, bis zu Detailfragen wie etwa Tropfen oder Milliliter, oder die grundsätzliche Frage, wie gross denn die Einheit 1 eigentlich ist, muss alles genauestens aufeinander abgestimmt werden.
«Auf der Intensivstation ist die Einheit von 1 für das gleiche Medikament nicht das Gleiche wie auf einer Akutstation», sagt Martinelli. Will heissen, alle involvierten Systeme müssen unter der gleichen Zahl das Gleiche verstehen. Vom Verordner bis hin zur Krankenkasse. Mittlerweile sind auch die Medikamentenschränke auf den Stationen elektronisch: Nimmt eine Pflegeperson ein Medikament heraus, wird dieses dem System gemeldet. Greift sie in das falsche Fach, leuchten in der Schublade Warnlampen auf.

Auch im Untergeschoss des Spitals Interlaken hat sich ein Wandel vollzogen: vom umfangreichen Warenlager zu einer schlanken, automatischen Medikamentenausgabe. Mit Roboter. Dieser sucht blitzschnell die richtigen Medikamente zusammen und stellt so den Versand an sämtliche Spitäler und Heime sicher. «Er lernt immer dazu», sagt Martinelli.
Doch auch wenn das System autonom arbeitet; gefüttert werden muss dieses vorerst immer noch mit Daten. Immer wieder gibt es neue Medikamente, manchmal wird die Verpackung geändert oder die Form der Tabletten.
Medizin in Tüten
Damit nicht genug, das Spital verfügt auch über ein sogenanntes Blisterpackgerät; dieses schweisst einzelne Tabletten und Pillen in einen Plastikschlauch ein. Dieser Schlauch besteht aus aneinandergereihten Tütchen, die sich mit einer Perforation voneinander trennen lassen. Die Tütchen sind chronologisch nach Einnahmezeitpunkt sortiert.
Das schafft Übersicht und hilft dem Patienten, die Dosierung genau einzuhalten. Natürlich ist bei so einem System auch die Kontrolle wichtig: Ein Gerät fotografiert die Tüten von zwei Seiten. So wird beurteilt, ob die Anzahl Tabletten, Farben und Form stimmen.
Mehr Personal
Wenn Maschinen Arbeiten übernehmen, gehen da nicht Arbeitsplätze verloren? «Mit der Digitalisierung der Medikamentenabgabe konnten Stellen eingespart werden«, so Martinelli. Also alles nur zum Kostensparen? «Nein, das Pflegefachpersonal sollte sich um seine eigentliche Arbeit mit den Patienten kümmern und nicht um das langweilige Abfüllen von Tabletten.» Und insgesamt beschäftige das Spital heute rund 70 Personen mehr als noch vor einem Jahr.
Auch wenn vieles digitalisiert ist, noch fehlt im Spital die «letzte Meile». Das heisst, die Abgabe der Medikamente an die Patienten erfolgt immer noch durch das Pflegepersonal. Hier denkt man schon über Scansysteme am Krankenbett nach, damit der Computer auch diesen Schritt überwachen kann. Und auch der Eintritt und der Austritt aus dem Spital sollen digitalisiert werden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch