Der Richter erklärt, wieso H.S. 2003 ungeschoren davon kam
Die Behörden haben damals beim verdächtigten H.S. keine Hausdurchsuchung durchgeführt.

Gegen H.S. wurde schon 2003 während seiner Tätigkeit für die Nathalie-Stiftung in Gümligen ermittelt. Aber die Untersuchungsbehörden brachten ihn nicht vor Gericht. Erst jetzt hat sich der konkrete Verdacht scheinbar erhärtet. Damals kam H.S. ungeschoren davon. Er hat seither viele weitere Kinder geschändet. Dies wirft Fragen auf.
Verurteilt wurde nicht H.S., sondern der damals 42-jährige H.W., der ebenfalls in der Nathalie-Stiftung arbeitete. Nach einem Hinweis fand die Polizei bei H.W. Fotos. Und er gestand, zwei Mädchen geschändet zu haben. Beide Opfer waren stark geistig behindert, konnten weder sprechen noch schreiben. Eines der beiden nannte den Nachnamen von H.S. Allerdings erst, nachdem der Name von einer Betreuungsperson erwähnt worden war. Ihre Aussage hat die 13-Jährige gemacht, indem ihre Grossmutter ihre Hand stützte, während sie Worte «eintippte». Dies sagt der damals zuständige Untersuchungsrichter Hansueli Hadorn. Diese «gestützte Kommunikation» ist umstritten. Forscher gehen davon aus, dass etwa 80 Prozent solcher Texte nicht authentisch, sondern vom Stützer – in diesem Fall der Grossmutter – beeinflusst sind. «Es ist in meiner 24-jährigen Karriere das einzige Mal, dass ich mit dieser Methode gearbeitet habe», sagt Hadorn.
Komplizen? «Kein Indiz»
Der Verdacht gegen H.S. bezog sich auf eine bestimmte Woche. In dieser war die 13-Jährige in der Nathalie-Stiftung in den Ferien. «Von den Dienstplänen her waren die Taten dann gar nicht möglich. Denn H.S. arbeitete nur tagsüber und nicht alleine», sagt Hadorn. Daher habe man bei H.S. auch keine Grundlage für eine Hausdurchsuchung gehabt. Zu einer Anklage darf es erst kommen, wenn jemandem konkret vorgehalten werden kann, wann, wo und was er gemacht hat. Dieses Prinzip sei wegen der «sehr rudimentären Aussagen des Mädchens» nicht erfüllt gewesen. Waren H.S. und der etwas jüngere H.W. in Gümligen Komplizen? «Es gab bei H.W. kein Indiz für einen Mittäter», so Hadorn. H.W. war auf einigen Fotos selber zu sehen. Er sagte aus, er habe diese mit Selbstauslöser geschossen.
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