Der neue Kronprinz von Kuba
Seit über 50 Jahren regieren die Castros in Havanna. In spätestens fünf Jahren könnte Miguel Diaz-Canel das Zepter übernehmen. Der 52-Jährige ist der erste Vizepräsident, der nicht an der Revolution beteiligt war.
Miguel Díaz-Canel Bermúdez ist nicht gerade ein Jungspund. Doch mit seinen 52 Jahren ist er fast 30 Jahre jünger als Kubas aktueller Staats- und Regierungschef Raúl Castro. Sollte Díaz-Canel in fünf Jahren planmässig an die Spitze des kubanischen Inselstaates treten, steht tatsächlich ein Generationenwechsel an.
Er ist der erste Politiker in Kuba in einer derart hohen Position, der erst nach dem Sieg der kommunistischen Revolutionäre 1959 geboren ist und entsprechend sein gesamtes Leben unter Revolutionsführer Fidel Castro und seinem Bruder Raúl verbracht hat.
Kubas Staatsrat bestätigte den 81-jährigen Raúl Castro am Sonntag als Präsident. Er soll das Land nun für die Dauer einer zweiten Amtszeit von fünf Jahren führen. Zugleich wählte das höchste kubanische Exekutivorgan den früheren Bildungsminister Díaz-Canel zum ersten der acht Vizepräsidenten des Ministerrates - womit er der direkte Stellvertreter Castros ist.
Aufstieg vorbereitet
Der Elektroingenieur ist agil und doch zugleich ein ruhiger, bedachter Redner. Der frühere Soldat arbeitete eine Zeit lang als Universitätsprofessor und ging während der ersten sandinistischen Regierung (1979-1990) auf «internationalistische Mission» nach Nicaragua.
Seinen Aufstieg innerhalb der Kommunistischen Partei Kubas begann Díaz-Canel in der Kommunistischen Jugend. 1993 stieg er in die Parteiführung seiner zentralkubanischen Heimatprovinz Villa Clara auf, von 1994 bis 2003 stand er an deren Spitze. 2003 übernahm er die Führung der Partei in der Provinz Holguín im Osten Kubas, im gleichen Jahr stieg er in das Politbüro auf, das höchste Führungsorgan der Kommunistischen Partei. Von 2009 bis zum vergangenen März war er Gesundheitsminister Kubas und damit Mitglied des Ministerrates.
Ab März leitete die kubanische Führung den endgültigen Aufstieg des Politikers und vermutlichen künftigen Staatschef endgültig ein: Díaz-Canel ist seitdem eines der in der Öffentlichkeit am meisten präsenten Mitglieder der kommunistischen Führung. Die heutige Nummer zwei vertrat Kuba bei zahlreichen internationalen Anlässen und begleitete im Januar Raúl Castro zum Gipfel der Gemeinschaft der Staaten Lateinamerikas und der Karibik (CELAC) in Chile, als Kuba den Vorsitz der Staatengruppe übernahm.
Jubel auf den Strassen
Die «historische» Wahl Díaz-Canels zu seinem Stellvertreter sei «der letzte Schritt, um die künftige Führung des Landes vorzubereiten, in einem langsamen und geordneten Übergang der wichtigsten Führungspositionen auf neue Generationen», sagte Raúl Castro am Sonntag. «Das ist mein letztes Mandat», bekräftigte er. Seine zweite Amtszeit endet 2018, ein weiteres Mal darf er nach den gesetzlichen Bestimmungen nicht antreten.
Und tatsächlich ist die neue Nummer zwei im Staat nicht der einzige Vertreter jüngerer Generationen in der bislang grösstenteils von Über-80-Jährigen geprägten Führung des Landes. Der 52-jährige Ökonom Marino Murillo etwa überwacht die Wirtschaftsreformen, die Raúl Castro in seiner Amtszeit seit 2006 angestossen hat. Bruno Rodríguez, 55 Jahre alt, ist seit 2009 Aussenminister.
Auf den Strassen von Havanna löste die Ankündigung Optimismus aus. «Das ist der Beginn einer neuen Ära», sagte der 68-jährige Roberto Delgado im Miramar-Viertel. «Es wird zweifellos ein komplizierter und schwieriger Prozess, aber heute ist etwas Wichtiges geschehen.» Die 48-jährige Regla Blanco sagte: «Ich bin fasziniert. Man dachte schon, das endet nie mit all den alten Männern. Ich bin zufrieden mit dem, was Raúl gesagt hat. Er hält sein Versprechen.»
AFP/AP/wid
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