Der neue Gott der Hindu
Narendra Modi steht kurz davor, die Macht in Delhi zu übernehmen. Der Hindunationalist verheisst ein neues, starkes Indien – in dem Christen und Muslime bestenfalls geduldet sind.
Den grossen Auftritt beherrscht Narendra Modi wie kaum ein anderer Politiker. Einmal ist er im indischen Wahlkampf einer gigantischen Lotusblüte entstiegen, die sich wundersam entfaltet hat. Dutzende Male fastete der hindunationalistische Spitzenkandidat auf einem Podest, regungslos wie eine Statue, während die Bewunderer und Bittsteller zu seinen Füssen knieten, flehten, beteten. Unzählige Male trat er als Redner ohne Teleprompter und Manuskript vor Zehntausenden, ja mitunter Hunderttausenden von Menschen auf, die in Sonderzügen und Extrabussen herangekarrt worden waren – auf Kosten des Bundesstaats Gujarat, den Modi seit 2001 wie ein Alleinherrscher regiert.