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19. April 1945. Aussen am Turm, auf 64 Meter Höhe, bei der Turmwacht. Ohne Seil.
Alle Bilder: Eugen Thierstein, Burgerbibliothek Bern BBB (N_Eugen_Thierstein_366G_124);
Bildredaktion: René Wüthrich
Über das Münster habe ich mir wirklich nie Gedanken gemacht, das war einfach da. Man weiss, es bröselt ein bisschen vor sich hin. Aber langsam. Unsichtbar. Man sah nur oben den «Chratten», das Baugerüst, am Turm umherwandern. Dieser Turm ist hundert Meter hoch, und an warmen Tagen rotiert er wegen der einseitigen Sonneneinstrahlung auf einer kleinen Ellipse von 2 cm. Und er schwingt. Mit 1,2 Herz.
Aber das sind neuere Erkenntnisse.Davon wusste unser Steinmetz nichts, als er über die Treppen im Münsterturm hochstieg, bis zur zweiten Plattform, der Turmwacht, auf 64 Metern Höhe. Hier hörten die Stiegen auf. Er aber musste noch weiter und alles mit eigen Augen anschauen. Sein Auftrag lautete, einen Augenschein nehmen.
Ein verwickelter Bewegungsablauf führte schliesslich zu dieser Stellung. Ob die gotische Krabbe , an der er sich hält, das Gewicht des Mannes trägt?
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Wieder sicher auf dem Balkon der Turmwacht.
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Im Inneren des Münsterhelmes ist der Blick hinauf zur Turmspitze atemberaubend.
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Die filigrane Architektur erinnert an ein Skelett, durch das der Wind pfeift.
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Was ist bloss Ausschmückung, was gebaute Notwendigkeit? Die Verteilung der Kräfte über Stützen und Streben wirkt elegant. Aber heute ist innen alles mit Stahl verstärkt.
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Die Spitze des Münsters von ganz nah. Im Dunkeln erkennt man das 400 kg schwere Gegengewicht, das die Turmspitze stabilisierte. Es hing an einer zwölf Meter langen Eisenstange, die durch das kompakte Gemäuer des Aufbaus zur Turmspitze ging. Die Stange wurde 2012 ersetzt.
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Turmhelm von aussen. Der Steinmetz klettert auf den nächsten Fotos zwischen dem obersten Kranz, dem «Bödeliring», und der Spitze.
BBB FN.G.F.44;_FN.G.F.45 (unbekannter Fotograf)
Für die letzten circa 12 Meter muss der Steinmetz das Gebäude verlassen.
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Klettergurt und Seil, Erfahrung, Fitness und Selbstvertrauen.
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Ganz oben sieht man den Schlussstein des Münsterturmes, eine Kreuzblume mit 2 Metern Seitenlänge.
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Auf beinahe hundert Metern Höhe kann man auf einer Krabbe ein wenig Luft holen.
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Mitten in der Verzierung der Turmspitze, fast unsichtbar, sitzt ein neuer, kleiner Dämon.
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Etwas besser sichtbar.
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Man wüsste wirklich gerne, wer er ist und ob solche Klettereien regelmässig unternommen werden mussten.
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Schluss und Dank
Heute ist Heiligabend und das letzte Türchen des Adventskalenders ist offen. Der Adventskalender hat historische Bilder präsentiert. Er tat dies in einer Fülle, zu Themen und in Zusammenhängen, wie man es noch kaum je gesehen hat. Im Adventskalender ging es nicht zuerst um Kunst, sondern um Freude. Freude an den Dingen, die zu sehen waren und Freude an den Fotos selber. Bern hatte und hat einige ausgezeichnete Fotografen und Fotografinnen. Bekanntere und weniger bekannte. Es ist schön, dass der Adventskalender den Fotografen Eugen Thierstein erstmals einer grösseren Öffentlichkeit zeigen konnte. Ich danke dem Staatsarchiv des Kantons Bern und der Burgerbibliothek Bern, ohne die der Adventskalender nicht möglich gewesen wäre. Allen schöne Weihnachten.