
Vom «verrücktesten Immobilienmarkt seit 2006» spricht das «Wall Street Journal». Bei vielen Fachleuten schrillen alle Alarmglocken. 2007 war das Jahr, als der Wahnsinn schon einmal endete. Als der US-Immobilienmarkt Schritt für Schritt kollabierte und erst die Banken und dann die Volkswirtschaften des Westens in die tiefste Krise seit fast 80 Jahren stürzten. Wiederholt sich die Geschichte gerade? Steht die Weltwirtschaft erneut am Abgrund – ausgerechnet jetzt, da sie sich dem eisernen Griff der Corona-Pandemie langsam entwindet?
Die Geschichte wiederholt sich nicht, auch nicht die Wirtschaftsgeschichte. Wenn jetzt also in den USA die Preise für Einfamilienhäuser explodieren, heisst das noch nicht, dass der Boom wie vor knapp 15 Jahren in einer globalen Finanzkrise enden wird. Grund, sich zurückzulehnen, haben Politiker, Notenbanker und Finanzaufseher dennoch nicht. Auch wenn sich Ursachen und Umstände des jüngsten Preisanstiegs von den damaligen unterscheiden, ist die Gefahr neuer Turbulenzen durchaus gross.
Der Staat muss dafür sorgen, dass groteske Marktübertreibungen möglichst unterbleiben.
Wie in Europa zeigen die Ereignisse in den USA, dass beim Wohnungsbau die Kräfte des Marktes es allein nicht richten können. Das gilt umso mehr, als sich die US-Immobilienentwickler ja diesmal eigentlich vernünftig verhalten: Weil sie 2007 mit teils irrwitzigen Bauprojekten auf die Nase gefallen sind, agieren sie nun sehr vorsichtig – so vorsichtig allerdings, dass jetzt Millionen Häuser fehlen.
Es ist also der Staat gefragt: Er muss die nötigen Anreize wie auch klare Schranken setzen, dass groteske Marktübertreibungen möglichst unterbleiben. Sollte sich der Preisboom nämlich so fortsetzen und dazu führen, dass sich am Ende immer mehr Menschen keine eigene Bleibe mehr leisten können, wird das zu gesellschaftlichen Verwerfungen führen, gegen die die Finanzkrise von 2008 nur ein laues Lüftchen war.
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Kommentar zu Immobilienpreisen in den USA – Der Markt kann es nicht richten
In den USA explodieren die Hauspreise, der Staat müsste eingreifen.