Der leise Abschied der Nato in Kabul
Die Nato hat in Kabul mit einer Zeremonie ihren 13-jährigen Kampfeinsatz in Afghanistan beendet. Aus Sicherheitsgründen konnte der Anlass nicht live übertragen werden.

Mit einer feierlichen Zeremonie in Kabul hat die Nato das Ende ihres 13-jährigen ISAF-Kampfeinsatzes in Afghanistan begangen. In einer Rede vor Soldaten lobte der US-NATO-General John Campbell die nach seinen Worte durch den Truppeneinsatz erreichten Fortschritte.
Für die afghanische Regierung bedankte sich Sicherheitsberater Hanif Atmar bei den internationalen Truppen und bat um weitere Unterstützung. «Wir wollen nicht und erwarten nicht, dass Sie uns unbegrenzt unterstützen», sagte er. «Trotzdem benötigen wir Ihre Partnerschaft heute mehr denn je.».
ISAF-Kommandant Campbell sagte in seiner aus Sicherheitsgründen nicht live übertragenen, sondern über den Kurzmitteilungsdienst Twitter verbreiteten Rede: «Gemeinsam haben wir das afghanische Volk aus der Finsternis der Verzweiflung gehoben und ihm Hoffnung für die Zukunft gegeben.»
Neue Mission
Die Soldaten hätten «Afghanistan stärker und unsere Länder sicherer» gemacht. «Der heutige Tag markiert das Ende einer Ära - und den Beginn einer neuen», sagte Campbell. Er faltete die ISAF-Fahne zusammen und enthüllte die Fahne der neuen Mission.
Die Hauptverantwortung für die landesweite Sicherheit geht zum Jahreswechsel vollständig auf die 350'000 Mann umfassenden Kräfte der afghanischen Armee und Polizei über. Die bisherige Kampfmission ISAF wird durch den neuen Ausbildungseinsatz «Resolute Support» (Entschlossene Unterstützung) ersetzt.
Etwa 12'500 Soldaten aus 40 Staaten sollen die afghanischen Streitkräfte durch Ausbildung und Beratung unterstützen. Der neue Einsatz, für den es weiterhin kein Mandat der UNO gibt, ist nach bisheriger Planung auf zwei Jahre angelegt.
Kampfeinsätze sind grundsätzlich nicht mehr vorgesehen, wohl aber im Bedarfsfall der Schutz eigener und verbündeter Kräfte mit Waffengewalt.
Der NATO-geführte Kampfeinsatz in Afghanistan endet offiziell am 31. Dezember. Auf seinem Höhepunkt 2011 waren rund 130'000 Soldaten aus 50 Ländern daran beteiligt. 3485 ausländische Soldaten wurden seit Beginn der Mission 2001 getötet. Mit ihr sollten die Taliban vertrieben werden, die seit 1996 über das Land am Hindukusch herrschten.
Kritik an Rückzug
In Afghanistan stösst das Ende der Kampfmission auf Kritik. «Wir haben die Aufstockung der Soldaten 2009 nicht verstanden, und wir verstehen jetzt den Rückzug nicht», sagte die Leiterin der afghanischen Menschenrechtskommission in Kabul, Sima Samar.
Die internationale Gemeinschaft sei sehr oberflächlich an Afghanistan herangegangen. «Vielleicht hätten wir mehr erreicht und weniger Opfer zu beklagen, wenn wir die Lage besser analysiert hätten», sagte die Trägerin des Alternativen Nobelpreises der Nachrichtenagentur dpa.
«Die US- und NATO-Mission war ein absoluter Fehlschlag», sagte der Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid der Nachrichtenagentur AFP. «Sie fliehen aus Afghanistan. Ihr Ziel, die afghanischen Mudschaheddin zu besiegen, haben sie nicht erreicht.»
SDA/kpn
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