Der Lehrlingsmarkt ist krisenfest
Die Wirtschaftskrise ist bei den Lehrlingen nicht zu spüren, im Gegenteil. Im Vergleich zum Vorjahr sind sogar mehr Lehrverträge unterzeichnet worden. Auch bei den Berufen, welche die Jungen wählen, gibts kaum Änderungen.
«Sehr erfreulich», so bewerten die kantonalen Verantwortlichen die Situation auf dem Lehrlingsmarkt. Rund 1100 von vermutlich 2400Lehrverträgen hat der Kanton bereits genehmigt, was vergleichsweise mehr ist als im Vorjahr, wie Hugo Borner, Vizechef im Amt für Berufsbildung und Berufsberatung erklärt. «Die angespannte Situation in der Wirtschaft wirkt sich noch nicht aus», fügt er bei. Die Bereitschaft, junge Leute auszubilden, sei sehr gross, lobt er die Firmen. «Schon in den Jahren 1996 bis 1998 stellten wir bei der damaligen Krise fest, dass es keinen grossen Einbruch bei den Lehrstellen gab», weiss Borner. Gegenüber dieser Zeit gebe es jetzt sogar mehr Ausbildungsstellen. Man habe offenbar bei den Firmen und Branchen entdeckt, dass eine gute Ausbildung einem Wirtschaftszweig erheblich helfe. «Es ist keine Zunahme der Hektik festzustellen», sagt Renato Delfini, Leiter der Berufs- und Studienberatung, und damit an der Front, was die Jungen betrifft. Die drohende Krise bewirke kein Nervosität. Wie man wirklich dastehe, werde man gegen Ende des Monats sehen, wenn der grosse Haufen der abgeschlossenen Lehrverträge eintrifft. Gesundheitswesen beliebtGefragt sind von Seiten der Firmen natürlich vor allem die guten Schüler mit einer noch besseren Motivation. Branchen mit einer grossen Attraktivität können auslesen, in anderen ist es für die Arbeitgeber schwieriger, und ein guter Schüler kann zwischen Stellen auswählen. Als attraktiv gelten laut Borner weiterhin der Dienstleistungsbereich, auch anspruchsvolle technische Berufe sowie das Gesundheitswesen mit der Ausbildung «Fachangestellte Gesundheit» und «Fachangestellte Betreuung». Offene Stellen gibt es laut Delfini im Bauhauptgewerbe und in der Gastronomie. Wobei das nicht für alle Berufe gelte. «Bei Schreinern und Zimmerleuten haben wir seit Jahren stabile Zahlen», weiss Borner.Mühe hätten grundsätzlich Schüler mit einer schlechteren Ausbildung und «jene Jungen, welche die Einstellung zum Lernen, für Normen und Regeln noch nicht haben». Das habe nichts mit der Nationalität zu tun. «Wenn ein ausländischer Junge Tritt gefasst hat, ist er sehr zielorientiert und gehört nicht zu jenen, welche Probleme machen.»Betreuung gesichertSowohl Borner als auch Delfini hoffen, dass sich die Arbeitgeber ihrer Verantwortung bewusst sind und auch Lehrlinge mit durchschnittlichen Noten auswählen. Gerade kleinere und kleinste Firmen seien verlässliche Partner. Tatsache sei aber, so Borner, dass die Berufsbildung nicht einfacher werde, die Ansprüche sogar gestiegen seien. Die Attestlehre mit einem klaren inhaltlichen Ziel und mit Abschlussprüfung helfe schwächeren Schüler, sei aber kein Ersatz für die aufgegebene Anlehre. Aber schliesslich muss auch Borner feststellen: «Es finden nicht alle Schulabgänger eine Stelle.» Man versuche mit Brückenangeboten und Coaching in diesen Fällen Lösungen zu finden.Kaum Verträge aufgelöstHerrschen im Jahr 2009 stabile Verhältnisse, so will dies für das Jahr 2010 niemand garantieren. Die angespannte Wirtschaftslage könnte Auswirkungen haben. Aber die gute Nachricht folgt sogleich: Es kommen langsam die geburtenschwachen Jahrgänge ins Lehrlingsalter, was den wirtschaftlichen Druck wieder senkt. Und bekommt ein Betrieb wirtschaftliche Probleme, so hilft der Kanton bei der Weitervermittlung von Lehrlingen mit. «Es ist aber eher selten, dass ein Lehrvertrag aus wirtschaftlichen Gründen aufgelöst wird», erklärt Delfini.
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