Der leer stehende Laden ist Köhlis Antrieb
Wie lassen sich Langenthals verwaiste Gewerbeflächen wieder mehr beleben? Ein junger Einheimischer will darauf eine Antwort liefern: mit einem Shopkonzept, das seinen Ursprung eigentlich in den USA hat.

Wo früher mal ein trendiges Kleidergeschäft war, herrschte in den letzten Wochen und Monaten nur noch gähnende Leere: in den Räumen der ehemaligen Boutique Metro an der Bahnhofstrasse 6.
Das Geschäftslokal ist quasi Sinnbild des Langenthaler Ladensterbens: Es hat einen absolut zentralen Standort, Passanten ziehen daran vorbei, die Schaufenster sind kaum zu übersehen – und dennoch, der prädestinierten Lage zum Trotz, ist die Gewerbefläche verwaist.Allerdings nicht mehr lange.
Kommenden Samstag soll hier ein Eröffnungsfest über die Bühne gehen. Aus der Taufe gehoben wird darauf folgend der Nomad-Pop-up-Store. Ein Projekt des Langenthalers Tim Köhli. Der 23-Jährige will etwas ausprobieren. Denn er hat sich Gedanken zum darbenden Detailhandel gemacht.
Ein Laden auf Zeit
Köhli will das Konzept des Pop-up-Stores nach Langenthal bringen. Solch kurzfristig betriebene Läden gibts heute fast ausschliesslich in urbanen Gegenden. In Zürich oder Bern sind beispielsweise schon Pop-up-Stores in leer stehenden Geschäftsräumen entstanden. Das Konzept hat seinen Ursprung indessen in den USA. Nun soll es also auch an der Langenthaler Bahnhofstrasse ein solches Geschäft geben.
Ob das so was wie eine kleine Markthalle, eine Brocki oder ein Trödelladen ist? Tim Köhli verneint. «Es sollen nicht Kraut und Rüben angeboten werden», betont der 23-Jährige. Unterschiedliche Waren zwar, das schon. Aber solche, «die harmonisch aufeinander abgestimmt sind.»
Die Waren liefert nicht Köhli selbst. Er stellt mit dem Pop-up-Store lediglich die Plattform zur Verfügung. Diese soll bespielt werden von ausgesuchten Designern, Künstlern, Labels und Ausstellern. Tim Köhli macht ein Beispiel: «Ein Möbeldesigner stellt im Laden einen Kleiderschrank aus, darin können die Kleider eines Modeschöpfers präsentiert werden.»
Viele andere Kombinationen seien denkbar. Platz für individuelle Ideen gibt es auf drei Etagen. Ob im Keller, im Parterre, im Obergeschoss, in den beiden Höfen oder im Lastenaufzug: Die Räume würden fast alles zulassen. Über das Ausstellen und Verkaufen hinaus kann sich Köhli auch das Abhalten von Workshops vorstellen. Er selbst tritt dabei ganz bewusst als Kurator auf.
«Ich befasse mich mit urbanen Trends. Mit dem Thema Pop-up-Stores habe ich mich stark auseinandergesetzt.»
Er will die Aussteller und Verkäufer zusammenführen, sodass im Store eine «möglichst inspirierende und aufregende Mischung entsteht». Köhli bezeichnet sich zwar als bestimmende Kraft bei der Auswahl und Präsentation. «Als Label soll und darf man seine Ideen aber einbringen, wie die zu verkaufenden Produkte innerhalb des zur Verfügung gestellten Mobiliars präsentiert werden.»
Eine Kombi ist nicht zwingend
Eine Kombination von verschiedenen Labels ist indes nicht ein Muss. «Auch eine Einzelausstellung geht», sagt der Langenthaler und Sohn von SP-Stadtrat Samuel Köhli. Dass der Laden aber ausschliesslich mit Möbeln oder Blumen bespielt wird, kann sich Tim Köhli nicht vorstellen. «Die Herausforderung wird sein, immer ein anregendes Angebot auf die Beine zu stellen», ist er überzeugt.
Passanten und Kunden müssten schliesslich einen Grund haben, einen Laden zu betreten. Ein fortwährend gleiches Angebot sei langweilig. Produkte, die ein Dasein als Ladenhüter fristen, sieht Köhli als Problem des Detailhandels an. «Das Angebot muss interessant bleiben. Die Leute sollen in den Laden kommen und sich inspirieren lassen», sagt der 23-Jährige. Ein bestimmtes Angebot soll daher nur wenige Tage oder Wochen Bestand haben. Danach wird gewechselt.
Zunächst für drei Monate
Ausgelegt ist das Projekt vorerst auf drei Monate. Danach könne das Nomad seinem Namen entsprechend weiterziehen oder über die Weiterführung am selben Ort entscheiden. Tim Köhli betreibt das Projekt als Hobby, wie er sagt. Er hat weder Betriebswirtschaft noch Marketing studiert.
Der Langenthaler ist gelernter Konstrukteur und arbeitet derzeit als Projektleiter. Köhli bezeichnet sich jedoch in gewissem Sinne als Autodidakt. «Ich befasse mich mit urbanen Trends. Mit dem Thema Pop-up-Stores habe ich mich stark auseinandergesetzt.»
Finanziert werden soll das Projekt aus privaten Mitteln. Köhli spricht von einer Nullrechnung. Zu Buche schlägt die Miete des Lokals. Wobei Köhli auf das Wohlwollen des Vermieters, Bernhard Hugi, und des Liegenschaftsbesitzers zählen kann. Um die Auslagen decken zu können, verlangt der Nomad-Initiator von den Labels und Ausstellern eine Miete pro Quadratmeter.
Erlöse aus Produktverkäufen fliessen indes direkt an die Aussteller. «Ich verdiene nichts daran», resümiert Köhli. Ihm scheint wichtiger, dass das Konzept in Langenthal Fuss fassen kann. Sollten andere die Idee des Ladens auf Zeit übernehmen oder adaptieren, würde ihn dies jedenfalls nicht unglücklich machen.
Im Gegenteil: «Vielleicht kann ich mit meiner Idee Menschen dazu motivieren, etwas gegen das Ladensterben zu unternehmen.»
Jeder darf ein Freund werden
Die Eröffnungsparty am kommenden Samstag funktioniert im Sinne einer geschlossenen Gesellschaft, aber mit offener Gästeliste – denn jeder dürfe Freund des Nomads werden. So solle es auch bei künftigen Veranstaltungen gehandhabt werden, versichert Tim Köhli. Zu einem Partybetrieb werde das Geschäftslokal jedenfalls nicht verkommen, sagt der 23-Jährige.
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