Der Kojak vom Belpberg
Er kämpft vor Gericht genauso hart für den Banker wie für den Bordellbetreiber: Roger Lerf ist einer der bekanntesten Anwälte zwischen Bern und Thun. Und fordert freie Fahrt bei Autorennen.

Zum TV-Kommissar fehlt ihm nur der Lollipop. Mit Brille und stets polierter Glatze sieht Roger Lerf Kojak zum Verwechseln ähnlich. Doch Lerf jagt keine Schurken und Gauner durch die Häuserschluchten von Manhattan. Der Anwalt aus Gerzensee sorgt dafür, dass der Berner Justizapparat seine Klienten möglichst schnell wieder ausspuckt und sie aus dem Schlamassel wieder herauskommen. Zu Lerfs Klienten gehört der Bankangestellte, der Geld unterschlagen hat, der Schrotthändler, der sich jahrelang den Behörden widersetzt, der Kassier der Hornusser, der mit der Vereinskasse abhaut, der Bordellbetreiber, dem Menschenhandel vorgeworfen wird, oder der Gewerbler, dessen Betrieb vor dem Konkurs steht. «Mir gefallen Fälle, auf die die Gesellschaft mit den Fingern zeigt», sagt er. Was die Leute denken, ist ihm egal. «Als Anwalt bin ich nur gegenüber meinen Klienten verpflichtet.»