Inkognito: Raten Sie mit!Der König des Bilderbuchs aus Bern
Wer ist der Berner Autor, der mit seinem erfolgreichsten Kinderbuch in den USA politische Diskussionen auslöste?

Der Berner Autor spielte sogar in der internationalen Weltpolitik eine kleine Nebenrolle: 2016 lasen der damalige US-Präsident Barack Obama und seine Frau Michelle dessen bekanntestes Buch einer Kinderschar im Weissen Haus vor. Das sorgte bei den Republikanern für einige Aufregung. Die Geschichte sei kommunistisch, weil sie das Teilen propagiere, lautete die Kritik. Es stehe einem Präsidenten schlecht an, solches Gedankengut zu verbreiten.
Dabei begann alles ganz unschuldig. Zunächst deutete nichts darauf hin, dass der 1960 Geborene eines Tages den Kinderbuchmarkt revolutionieren würde. Nur sein Zeichentalent zeigte sich schon früh. Als Achtjähriger malte er bunte Sportautos auf Papier, die bei seinen Kameraden auf dem Pausenplatz für leuchtende Augen sorgten, wie er der «Schweizer Familie» einst erzählte. Für jedes Bild hätten sie ihm fünf Rappen gegeben. Das Geld sei zwar ein hübscher Nebeneffekt gewesen. «Vielmehr angetrieben hat mich aber die Freude, die meine Bilder bei anderen auslösten.»
Der Spass am Gestalten blieb, und so absolvierte er nach der Kunstgewerbeschule eine Grafikerausbildung in der Werbeagentur Amrein-Pieren in Herrenschwanden. Mit 24 machte er sich selbstständig und entwickelte fortan Werbekonzepte für die Pharmaindustrie, für Banken und Bijoutiers. Nebenbei begann er, ein Bilderbuch zu gestalten – inspiriert von seiner Frau, die damals noch als Kindergärtnerin arbeitete.
Von nun an veröffentlichte er regelmässig Bilderbücher, arbeitete aber Teilzeit in seinem Job weiter. Bis 1992 der Durchbruch kam und er auf einen Schlag zu einem der erfolgreichsten Kinderbuchautoren weltweit wurde.
Sein damals erschienenes Werk, das nach wie vor sein berühmtestes ist, begeisterte durch die aussergewöhnlich schöne Gestaltung. Der Grafiker hatte beim Verlag durchgesetzt, dass man eine spezielle Drucktechnik verwendete, die er aus der Werbebranche für Visitenkarten oder Briefpapier kannte. Bei einem grossen Bilderbuch führte das zu doppelt so hohen Produktionskosten wie gewöhnlich. Der Berner verzichtete deswegen sogar auf die Hälfte seines Honorars. Es lohnte sich: Das Buch wurde bis heute über 30 Millionen Mal verkauft und in mehr als 50 Sprachen übersetzt.
Wer ist der Berner, der heute über seinen grössten Erfolg bescheiden sagt: «Das Buch war damals zur richtigen Zeit am richtigen Ort»?
In unserer Serie «Inkognito» stellen wir jede Woche Persönlichkeiten aus der Region vor, die man aus diesem Blickwinkel vielleicht noch nicht kennt.
Fehler gefunden?Jetzt melden.