Im Emmental und OberaargauDer Kanton genehmigt die Umfahrungsstrassen
Der Entscheid der Bau- und Verkehrsdirektion kann wiederum angefochten werden. Zudem fehlt noch die Zustimmung des Grossen Rates.

Es ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Bau der Umfahrungsstrassen im Oberaargau und im Emmental, aber noch längst nicht die letzte Hürde für die beiden Grossprojekte. Die bernische Bau- und Verkehrsdirektion hat die Strassenpläne genehmigt. Dieser kantonale Erlass sei allen Einsprechenden eröffnet worden, heisst es in einem Communiqué vom Dienstag.
Einsprecherinnen und Einsprecher gab es auf beiden Seiten viele: Im Emmental gingen im Frühjahr 2021 insgesamt 77 Einsprachen gegen die Verkehrslösung «Emmentalwärts» ein. Im Oberaargau waren es sogar 170 Einsprachen, die im vergangenen Frühling gegen die Verkehrssanierung Aarwangen eingereicht worden waren. Mittlerweile seien die Einspracheverhandlungen abgeschlossen, schreibt die Bau- und Verkehrsdirektion.
Protest von Bauern und Umweltschützern
Der Strassenplan der Verkehrssanierung Aarwangen enthalte demnach mehrere Projektanpassungen, darunter ökologische Aufwertungen, einen Totalumbau des Bahnhofs Aarwangen sowie zusätzliche Sicherheitsmassnahmen für den Fuss- und Veloverkehr.
Gegen das Projekt gibt es breiten Widerstand von Bauern, Anwohnerinnen, Umwelt- und Landschaftsschützern. Zahlreiche Personen schlossen sich deshalb zur Interessengruppe (IG) Natur statt Beton zusammen. Sie wollen das Vorhaben stoppen. Erst kürzlich forderte die IG in einer Medienmitteilung den Kanton einmal mehr dazu auf, Alternativvarianten ernsthaft zu prüfen. Vorgeschlagen wurde eine Untertunnelung von Aarwangen.

Erfreut zeigt sich dafür die IG Pro Umfahrung Aarwangen über einen Meilenstein: Das Projekt sei eine durchdachte, breit abgestützte Verkehrslösung, die dem Dorf mehr Sicherheit und Lebensqualität bringe, schreibt die IG Pro Umfahrung.
Ganze Liegenschaften müssen weg
Der Strassenplan der Verkehrslösung «Emmentalwärts» wurde ebenfalls schrittweise fertiggestellt, wie der Kanton schreibt. Dabei sei es gelungen, wichtige Anliegen der Gemeinden und der Bevölkerung aufzunehmen. Dies betreffe insbesondere den Langsamverkehr, den Lärmschutz und die Erschliessung diverser Liegenschaften.
Zu reden gab im Emmental vor allem, dass in Burgdorf und Hasle ganze Liegenschaften dem Bau der Strasse weichen müssten. Insbesondere einige Besitzerfamilien in Burgdorf zeigten sich verärgert ob des Vorgehens des Kantons. Doch auch im Emmental gibt es positive Stimmen nach dem kantonalen Beschluss. Die Regionalkonferenz Emmental schreibt, «Emmentalwärts» sei für die Erschliessung und Entwicklung des Emmentals von grosser Bedeutung und setze ein langjähriges regionales Anliegen um.

Gegen den Entscheid der Bau- und Verkehrsdirektion kann nun bei der Direktion für Inneres und Justiz Beschwerde geführt werden. Über eine solche würde dann der Berner Regierungsrat entscheiden, wobei Bau- und Verkehrsdirektor Christoph Neuhaus in den Ausstand treten würde. Ein Regierungsbeschluss könnte danach an die Gerichte weitergezogen werden.
Auf politischer Ebene liegt der Ball nun beim Grossen Rat. Er wird voraussichtlich in der Sommersession über die Kredite für die beiden Verkehrssanierungen befinden. Das Projekt «Emmentalwärts» wird insgesamt 430 Millionen Franken kosten. Im Oberaargau werden die Kosten auf 192,5 Millionen Franken veranschlagt. In beiden Fällen wird der Bund einen Teil mitfinanzieren.
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