Der Kaiser der Kleiderketten
Der grösste Modehändler der Welt kommt aus Spanien: Zara hat es geschafft, Gap vom Thron zu stossen und H&M auszustechen. Doch der Kampf um die Vorherrschaft in der Massenmode bleibt spannend.
Eins, zwei, drei: Die Positionen im Modebusiness waren lange klar verteilt. Gap, die Kleiderkette mit Schwergewicht im US-Markt, war Nummer eins. Zweitgrösster Modehändler der Welt war H&M – wobei die Schweden vor allem in Europa dominierten. Dann folgte der Dritte im Bunde der fast fashion: Inditex, die Muttergesellschaft von Zara. Die Spanier waren überall gut dabei, aber nirgends an der Spitze.
Vorbei. Bereits 2005 hatte es die Zara-Gruppe geschafft, H&M zu überholen, und jetzt wurde auch Gap eingeholt. Im ersten Quartal des laufenden Jahres, so die neusten Zahlen, erzielte Gap noch 2,17 Milliarden Euro Umsatz – die Inditex-Gruppe, zu der neben Zara auch Massimo Dutti und diverse kleinere Labels gehören, schaffte bereits 2,22 Milliarden. Vor allem: Während die Amerikaner eine zehnprozentige Einbusse hinnehmen mussten, hatte Inditex um neun Prozent zugelegt.
Wir sind immer schneller
Das ist ein bemerkenswertes Wachstum für eine Modekette, die dadurch auffällt, dass sie nicht auffallen will: Zara verzichtet darauf, Werbung zu machen. Während Gap in den USA mit grossflächigen Kampagnen und prominenten Gastdesignern klotzt, und während die H&M-Plakate längst zum gewohnten Stadtbild in Europa gehören, blieb es stets still um Zara. Die dunkelblauen Papiertaschen in den Armen der Kundinnen waren den Spaniern Reklame genug. Und das reichte offenbar, um nun die Vorherrschaft unter den Kleiderketten zu übernehmen.
Die eigenen Geschäfte und Schaufenster sind die beste Werbung: so das Credo von Zara. Der Konzern richtet sich an berufstätige Leute ab dreissig und führt grosszügigere Geschäfte, und auch wenn das Shoppen hier ähnlich günstig ist wie bei Gap oder H&M, so fühlt es sich nicht so an.
Obendrein legt Inditex derzeit das Tempo vor: Ein grosser Teil seiner Kollektionen wird in Europa hergestellt und im Firmensitz in La Coruña zumindest teilgefertigt, während H&M fast alle Produkte in Fernost nähen lässt. Mit der Folge, dass die Spanier viel flinker auf Trends springen beziehungsweise Flops ausräumen können. Die Lieferfrist für eine neuen Kollektion liegt mittlerweile bei zwei Wochen. Wenn eine Saison beginnt, hat Zara erst 60 Prozent seines Programms festgelegt: Der Rest folgt je nach Trend.
Was ist, wenn der Dollar steigt?
Hier zeigt sich denn auch die grosse Gemeinsamkeit der Alltagskleider-Giganten: Weder Zara noch H&M noch Gap beanspruchen, Trends zu erfinden. Sondern sie nehmen sie auf und verstärken sie allenfalls. Das Rennen um die Vorherrschaft in der Massenmode bleibt denn auch spannend. Dass Gap jetzt die Krone abgeben musste, hatte auch mit Pech zu tun: Der tiefe Dollar drückte hier die Umsatzzahlen nach unten, obendrein bekamen die Amerikaner als erste zu spüren, dass der Konjunkturmotor zu stottern beginnt.
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