«Der Iran muss Teil der Lösung sein»
In Syrien kommen die Hilfsorganisationen nicht zu 1,5 Millionen Bedürftigen durch. Um den Konflikt im Land zu lösen, will der Sondergesandte Annan den Iran an den Tisch holen – die USA stemmen sich dagegen.

In Syrien sind 1,5 Millionen Menschen wegen der Gewalt von humanitärer Hilfe abgeschnitten. Die Helfer hätten immer mehr Probleme, die Menschen zu versorgen, erklärte das UNO-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) heute in Genf.
Bislang war die UNO von einer Million hilfsbedürftiger Zivilisten in Syrien ausgegangen. Robert Watkins vom UNO-Entwicklungsprogramm in Beirut sagte, die Gewalt «macht es extrem schwer, eine Präsenz vor Ort zu errichten, damit humanitäre Hilfe überhaupt geleistet werden kann».
Seit Beginn des Aufstands im März 2011 sind nach UNO-Schätzungen über 10'000 Menschen getötet worden. Mindestens 500'000 Menschen wurden vertrieben. Allein in der Provinz Idlib seien 350'000 Menschen auf Hilfe angewiesen, in Homs 250'000.
IKRK-Team muss umkehren
Auch das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) und der syrische Rote Halbmond kommen nicht zu Hilfsbedürftigen durch. Dramatisch scheint die Lage in der Millionenstadt Homs zu sein, um die Regime und Rebellen seit Monaten kämpfen.
Ein Team habe nach Damaskus zurückkehren müssen, erklärte das IKRK heute. Gestern hatte es für Homs eine vorübergehende Feuerpause ausgehandelt, die nicht eingehalten wurde. Die Opposition machte den Artilleriebeschuss durch Regimetruppen dafür verantwortlich. Das Regime beschuldigte die Rebellen, die Helfer beschossen zu haben.
Mood würdigt Arbeit der UN-Beobachter
Der Leiter der UN-Mission in Syrien, General Robert Mood, würdigte heute die Arbeit der 300 UN-Beobachter, deren Mandat im kommenden Monat endet. Allerdings räumte er ein, dass sich ihr Aufgabenfeld inzwischen überwiegend auf bürokratische Tätigkeiten beschränke. Die Beobachtermission war am Samstag ausgesetzt worden, die UN-Mitarbeiter waren seitdem aus Sicherheitsgründen in ihren Quartieren geblieben. Seitdem könnten die Inspektoren betroffene Syrer allenfalls telefonisch erreichen, sagte Mood.
«Sie brennen darauf, ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Ihr Engagement für das syrischen Volk ist ungebrochen.» Auf die Frage, ob weitere Beobachter oder deren Bewaffnung angesichts der Lage vor Ort angemessen seien, reagierte Mood zurückhaltend. Er sei nicht überzeugt, dass dies hilfreich sei, erklärte er.
Konflikt droht ausser Kontrolle zu geraten
Der Sondergesandte von UNO und Arabischer Liga für Syrien, Kofi Annan, forderte in Genf, die Weltgemeinschaft müsse mehr Druck auf die «kriegsführenden Parteien» ausüben, damit diese «mit dem Töten aufhören und anfangen, miteinander zu reden». Er warnte, der Konflikt könne «ausser Kontrolle» geraten und auf die Nachbarstaaten übergreifen. «Je länger wir warten, desto düsterer wird die Lage.»
Er drängte darauf, am 30. Juni in Genf eine Konferenz zu Syrien mit der von ihm angeregten Syrien-Kontaktgruppe durchzuführen. Annan möchte neben den UNO-Vetomächten USA, Russland, China, Frankreich und Grossbritannien sowie der Arabischen Liga und Saudiarabien auch den Iran an den Verhandlungstisch holen. Doch dies lehnen die USA ab. Annan beharrte darauf, dass «der Iran Teil der Lösung sein muss». Er hoffe auf einen Durchbruch in der Frage der Kontaktgruppe in der kommenden Woche.
Kämpfe in mehreren Landesteilen
Ausser in Homs gab es auch in anderen Teilen Syriens heftige Kämpfe zwischen Anhängern und Gegnern von Präsident Bashar Assad. Gemäss der Opposition feuerten Soldaten in der Metropole Aleppo auf Demonstranten und töteten zehn davon.
In Darat Issa bei Aleppo töteten Aufständische nach eigenen Angaben 26 regimetreue Schabiha-Milizen. Gemäss syrischen Staatsmedien waren die Getöteten Zivilisten. Nach Angaben der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London beschossen die Streitkräfte auch die Städte Daraa und Idlib. In Daraa habe es zudem bei einem Angriff von Rebellen auf einen Armeestützpunkt Tote gegeben. Insgesamt zählte die Organisation heute 52 Tote, gestern waren es 170 gewesen.
sda/AFP/dapd/rbi
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