Der grosse Wurf blieb aus
Leiter des Kantons Ressorts Philippe Müller zum Lehrplan 21.
Schon als Schüler lernt man, wie man sich Ziele setzt. Werden sie erreicht, lockt beispielsweise eine Belohnung in Form eines Übertritts in die Sekundarschule. Man lernt aber ebenso früh, was passiert, wenn man sich zu ambitiöse Ziele setzt: Man wird höchstwahrscheinlich scheitern.
Das droht nun auch Erziehungsdirektor Bernhard Pulver. Letzten Frühling hatte er angekündigt, mit den neuen Zeugnissen wolle er Eignungstests aus der Privatwirtschaft – etwa den Multicheck – überflüssig machen.
Viele Unternehmen setzen bei der Beurteilung eines potenziellen Lehrlings neben den Schulzeugnissen längst auf solche Tests. Pulvers Anspruch war es, mit der Neugestaltung der Zeugnisse den Lehrbetrieben ein ausreichendes Beurteilungswerk vorzulegen. Gestern hat er die neuen Zeugnisse vorgestellt. Gelungen ist, dass sie ab 2018 weniger oft ausgestellt werden und schlanker daherkommen.
Jedoch ändert sich in dem für Pulver wichtigen Bereich nicht viel: Die überfachliche Beurteilung der Schülerinnen und Schüler wird nur leicht ausgebaut. Heute werden sie zusätzlich zu den herkömmlichen Noten in vier Kategorien beurteilt. Dieses «Arbeits- und Lernverhalten» wird nun abgelöst von sechs Schlüsselkompetenzen, die den bestehenden sehr ähnlich sind.
Es ist nicht ersichtlich, wo der Mehrwert für die Lehrbetriebe liegen soll. Deshalb ist das nicht der von Pulver angekündigte grosse Wurf. Weil sich nur wenig ändert, werden die Firmen wohl bei ihrer bisherigen Praxis bleiben: Die Schulzeugnisse werden bei der Auswahl von Lehrlingen weiterhin nur eines von mehreren Elementen sein und kaum mehr Gewicht erhalten.
Bei Beurteilungen muss darauf geachtet werden, dass neben Tadel auch Lob ausgesprochen wird.Das soll ebenfalls an dieser Stelle geschehen: Erziehungsdirektor Bernhard Pulver hat im Ringen um die Neugestaltung der Zeugnisse viel Ausdauer bewiesen – und das gehört für Schülerinnen und Schüler künftig immerhin zu den Schlüsselkompetenzen.
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