Der Gerzensee wird grösser
Der unterirdische Abfluss des Gerzensees ist sanierungsbedürftig. Deshalb wird er jetzt offengelegt. Der See erhält einen rund 200 Meter langen Seitenarm.

Schon seit zehn Jahren ist die Sanierung des Abflusses des Gerzensees ein Thema. «Jetzt aber müssen wir vorwärtsmachen», sagt der zuständige Ingenieur Willy Jordi. «Sonst ist die Leitung komplett zu.» Tatsächlich stehen die Bauarbeiten jetzt kurz bevor. Bis Weihnachten soll der Gerzensee einen neuen Abfluss und ein neues Wehr erhalten.
Verstopfter Abfluss
Der Gerzensee gehört dem Studienzentrum Gerzensee, einer Stiftung der Nationalbank, und liegt auf dem Gebiet der Gemeinden Gerzensee, Kirchdorf und Mühledorf. Der einzige Abfluss führt über Mühledorf in die Müsche. Doch das unterirdische Abflussrohr befindet sich in einem schlechten Zustand, vermutlich wird es durch Wurzeleinwüchse verstopft – ein Versuch mit Kanalfernsehen scheiterte.
Eine Sanierung des bestehenden Rohrs, dessen genaue Lage unbekannt ist, ist allerdings nicht möglich. Ein Ersatz wird durch die Gewässerschutzgesetzgebung verunmöglicht. Bleibt nur der Abbruch der unterirdischen Seeableitung. Der Abfluss wird auf einer Länge von rund 200 Metern offengelegt, bis zu 2,5 Meter tief und mehrere Meter breit. Er dürfte damit als Teil des Sees wahrgenommen werden.
Der neue Seearm endet bei einem neuen Wehr, das sich nicht mehr in der Uferzone befindet. Die Ableitung vom neuen Wehr bis zur Wasserfassung Breite erfolgt weiterhin durch das bestehende Rohr. «Das Ziel ist, dass wir wieder ein Wehr haben, das diesen Namen verdient», sagt Jordi.
Damit soll die Seehöhe wieder einwandfrei reguliert werden können. Wenn der Seespiegel zu stark absinke, könnten die Ufer einbrechen. Bei hohem Wasser wiederum drohe das Bootshaus des Studienzentrums überschwemmt zu werden.
Projekt verzögerte sich
Schon vor sechs Jahren stand ein Projekt scheinbar kurz vor der Umsetzung. Doch dann kam es zu Verzögerungen. «Es war ein Hin und Her», sagt Jordi. Ursprünglich war geplant, dass das Studienzentrum eine Parzelle als Realersatz an die beiden betroffenen Landbesitzer abgibt. Doch das Zentrum entschied sich letztlich doch gegen die Abgabe.
«Nun haben wir mit den betroffenen Landwirten eine Einigung erzielt», sagt Jordi. Das Land bleibt im Eigentum der beiden Grundeigentümer, für die Nutzungsänderung erhalten sie eine Entschädigung. Für den Unterhalt des Auslaufs ist die Gemeinde Mühledorf zuständig.
Geld gesprochen
Die Gemeindeversammlung von Mühledorf genehmigte im Juni einen Verpflichtungskredit von 465 000 Franken. Tatsächlich muss die Gemeinde davon nur einen Bruchteil bezahlen. Denn 60 Prozent der Kosten übernimmt der Bund, 25 Prozent der Kanton, weitere Beiträge kommen aus Fonds.
Die drei angrenzenden Gemeinden müssen lediglich 3 Prozent übernehmen, wobei auf Mühledorf rund 1550 Franken, auf Kirchdorf 5600 Franken und auf Gerzensee 6850 Franken entfallen. Auch letztere beiden Gemeinden haben den Kredit genehmigt.
Nun sollen die Bauarbeiten noch vor Weihnachten abgeschlossen werden. «Etwas Sorgen macht mir allerdings die Seekreide, die wir beim Aushub erwarten.» Bei dieser Kalkablagerung handle es sich um ein heimtückisches Material. Ausserdem sei das Deponieren teuer.
Früher wurde Strom erzeugt
Mit dem neuen Abfluss soll wieder der ursprüngliche natürliche Zustand des Abflusses hergestellt werden. Die Seeableitung wurde vor knapp 75 Jahren gebaut. Jordi vermutet, dass polnische Internierte diese Eindohlung vorgenommen haben. Noch weiter zurück liegt eine weitere Episode: Ab 1909 wurde das Wasser des Gerzensees noch für die Stromerzeugung genutzt. Von der Wasserfassung Breite führte eine Druckleitung in die «Kraftstation Gerzensee» mit einer Turbine und dann in die Müsche. Mit dem Strom habe der damalige Besitzer des Schlosses Gerzensee elektrische Strassenlampen betreiben wollen. Das Gebäude existiere heute noch als Abstellraum, sagt Jordi.
Schon zuvor und bis 1926 wurde mit dem Wasser aus dem Gerzensee auch die Mühle betrieben, die Mühledorf den Namen gab. Sie wurde im Jahr 1970 abgebrochen.
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