Ex-Uefa-Chef Hans BangerterDer Fussball und eine Tragödie prägten sein Leben
Der Berner Hans Bangerter war von 1960 bis Ende 1988 Generalsekretär der Uefa. Nun ist der «Gentleman des Fussballs» im Alter von 98 Jahren gestorben.

«Such is life», oder auf Deutsch «So spielt das Leben». So kommentierte Hans Bangerter seine aussergewöhnliche Karriere, die ihn bis an die Spitze des europäischen Fussballverbands Uefa führte. Er machte die Aussage vor fünf Jahren im Gespräch mit einem Journalisten der «Berner Zeitung», der ihn damals in seinem Haus in Bolligen besuchte. Anlass war ein Buch über aussergewöhnliche Persönlichkeiten der Berner Vorortsgemeinde, das damals erschienen ist. Am Freitag vor einer Woche ist Bangerter im Alter von 98 Jahren gestorben, wie seine Familie mitteilt.
Als Jugendlicher gründete der Seeländer den Fussballclub Studen Junioren. Nach einer Lehre zum Postbeamten wechselte er zur Eidgenössischen Turn- und Sportschule in Magglingen, wo er für die Betreuung von ausländischen Gästen zuständig war. Dort lernte er Sir Stanley Rous kennen, den damaligen Präsidenten des Weltfussballverbands Fifa. «Er merkte, dass ich etwas von Fussball verstehe», sagte Bangerter 2017. Deshalb habe Rous ihn 1953 zum stellvertretenden Generalsekretär der Fifa gemacht.
Er holte die Uefa nach Bern
Als der europäische Fussballverband 1960 einen hauptamtlichen Generalsekretär suchte, war Bangerter der Wunschkandidat. «Ich sagte aber nur unter der Bedingung zu, dass ich nicht nach Paris zügeln muss», erzählte er vor fünf Jahren. Die Uefa gab seinem Wunsch statt und verlegte ihren Sitz nach Bern. Seit einem weiteren Umzug im Jahr 1995 dirigiert die Uefa den europäischen Fussball von Nyon VD aus.
Die Organisation und Weiterentwicklung der europäischen Clubwettbewerbe war seine Hauptaufgabe. Auch die Suche nach dem Pokal für den Meistercup oblag ihm. In Zusammenarbeit mit dem Berner Goldschmied Jürg Stadelmann entstand 1967 die Silbertrophäe, die noch heute vergeben wird – wenn auch als Nachbildung. Zudem gilt das Uefa-Ehrenmitglied als Erfinder des «Europa-Cup-Mittwochs» sowie der Auswärtstorregel. Wie die Uefa schreibt, ist er oft als «Gentleman des Fussballs» bezeichnet worden.

Die Heysel-Tragödie
Als Uefa-Generalsekretär erlebte Hans Bangerter aber auch die «grösste Katastrophe meines Lebens». Beim Meistercup-Final von 1985 zwischen Juventus Turin und Liverpool im Heysel-Stadion von Brüssel starben bei einer Massenpanik 39 Menschen. Bereits am Mittag des fatalen Tages habe er gesehen, wie englische Fans in der Innenstadt randalierten. «Ich sagte zum Bürgermeister: ‹Ihr müsst mehr Polizei aufbieten›», erzählte er. Doch dieser habe abgewinkt und ihm erklärt, dass das Heysel-Stadion sicher wie ein Bunker sei.
Bangerter musste sich in einem Strafprozess vor Gericht verantworten und wurde freigesprochen. Im Zivilprozess erhielt er im Jahr 1990 – ein gutes Jahr nach seiner Pensionierung – drei Monate bedingt. Ein Urteil, das er als ungerecht empfand. Er sah sich als «Opfer der belgischen Justiz». In einer Zuschrift an die NZZ betonte er nach dem Gerichtsentscheid, dass laut den Uefa-Statuten der belgische Fussballverband für die Durchführung des Spiels verantwortlich gewesen sei. Er stellte die Vermutung in den Raum, dass seine Verurteilung erfolgt sei, damit die Angehörigen von der «solventen, ausländischen» Organisation Uefa Genugtuung einfordern konnten.
Verheiratet in zweiter Ehe
Mit seiner ersten Ehefrau, die 2011 verstarb, war Bangerter 63 Jahre lang verheiratet. Er hinterlässt seine zweite Ehefrau Rosemarie, 3 leibliche und 2 Stiefkinder, 13 Grosskinder sowie 3 Urgrosskinder.
Zum Abschluss des Besuchs des BZ-Journalisten sagte er, das Leben habe es gut mit ihm gemeint: «Life has been good to me.»
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