Der FC Thun sendet ein falsches Signal aus
Sportredaktor Dominic Wuillemin zu Trainer Jeff Saibenes wechsel zu Bielefeld.
Vier Monate sind vergangen, seit der FC Thun um Hilfe schrie. Die finanzielle Not war so akut, dass die Oberländer zum letzten Mittel griffen: Sie starteten einen Spendenaufruf, steckten jeden Franken ein, den sie kriegen konnten. Nichts anderes als das Überleben stand auf dem Spiel. Die Region zeigte sich solidarisch, der Stadtrat sprach ein Darlehen über 500 000 Franken. Dieses nicht miteingerechnet, sammelte der Klub bisher eineinhalb Millionen. Die Zukunft ist vorerst gesichert. Und prompt scheinen die eben noch so grossen Sorgen vergessen.
Es ist verständlich, lässt der FC Thun Jeff Saibene nach Bielefeld ziehen.Dass dies unentgeltlich erfolgt, ist hingegen nicht nachvollziehbar. Natürlich: Für den Trainer ist es die grösste Chance seiner 16-jährigen Laufbahn. Er hat die Möglichkeit, sich in einem fussballverrückten Umfeld bei einem Traditionsklub zu beweisen, sich einen Namen im riesigen deutschen Fussballmarkt zu machen. Er kann nur gewinnen: Sollte er beim Zweitligisten scheitern, bleibt ihm die Rückkehr in die Schweiz offen. Der FCT dagegen geht ein Risiko ein, setzt vor der Schlussphase der Saison mit Marc Schneider und Mauro Lustrinelli auf zwei unerfahrene Trainer.
Vor allem aber hätten die Thuner auf eine Ablösesumme für Saibene pochen müssen. Sie finden, es sei nun mal ihre Art, sich im Guten von bewährten Mitarbeitern zu trennen, niemandem eine Chance zu verbauen. Das kommt zwar gewohnt sympathisch daher, ist aber das völlig falsche Signal. Denn: Der Klub sammelt immer noch Geld, verpasst es aber bei der erstbesten Möglichkeit, Geld zu verdienen. Auch wenn es sich dabei nur um einen tieferen fünfstelligen Betrag gehandelt hätte, wäre es zumindest ein symbolischer Akt gewesen. Für alle, die zuletzt den Verein unterstützt haben.
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