Der Familienpatron als Hirtenhund
Der langjährige Lenker des Liftherstellers Schindler will das Erbe der Traditionsfirma schützen und die Gründerfamilien zusammenhalten.

Alfred Niklaus Schindler beschreibt sich selbst als Border Collie. Um die Zukunft als unabhängiges Unternehmen in der Schweiz zu sichern, muss er die Interessen der Eigentümerfamilien bündeln und sicherstellen, dass niemand ausschert. Wie ein Hirtenhund, der eine Schafherde zusammenhält. Damit will er verhindern, dass das knapp 150 Jahre alte Traditionsunternehmen ein ähnliches Schicksal ereilt wie Julius Bär oder Holcim – ehemalige Familienfirmen, in denen die Erben der Gründer keine oder nur mehr eine untergeordnete Rolle spielen.
Von einer Machtübergabe oder einer Abnabelung der Familie könne bei Schindler keine Rede sein, sagte der Patron am Freitag in einer Telefonkonferenz. Er reagierte damit auf Medienberichte nach der Mitteilung des Konzerns zu geplanten Umschichtungen von Beteiligungen von der vierten auf die fünfte Generation. Schindler selbst gehört der vierten Generation an. Die Erbenfamilien besitzen gemeinsam 71 Prozent der Stimm- und 44 Prozent der Kapitalanteile, die in einem Aktionärsbindungsvertrag gebündelt sind. Dieser umfasse derzeit 25 bis 30 Mitglieder, sagte Schindler. Will jemand davon seine Beteiligung abbauen, sei es an den anderen, in die Bresche zu springen.
Es wird Geschichte geschrieben
Er selbst fungiere dabei vielfach als Vermittler und kaufe die Anteile, um sie dann weiterzuverteilen. «Dann bin ich der Rangierbahnhof», sagte Schindler, der selbst mit Abstand grösster Aktionär der Firma ist. «Ich habe die Rolle vom Border Collie, der schauen muss, dass möglichst viele dabei bleiben.»
Wichtig ist die einheitliche Marschrichtung auch deshalb, weil die Aufzugsbranche im Umbruch ist: Der Branchenführer Otis steht vor der Abspaltung vom Mutterkonzern United Technologies. Und auch Thyssenkrupp will seine Liftsparte verkaufen. Das werde die Branche grundlegend verändern, sagte Schindler. «Es wird zurzeit Aufzugsgeschichte geschrieben.»
Es sei «nicht ausgeschlossen», dass Familienmitglieder aus der fünften oder sechsten Generation wieder in diese oberste Führungsriege hineinwachsen, sagt Schindler.
Wer dereinst von den anderen grösseren Aktionären seine Rolle als «Border Collie» übernimmt, ist im Moment noch offen. Den Posten des Konzernchefs und des Verwaltungsratspräsidenten hat Schindler bereits vor Jahren in fremde Hände gelegt. Es sei jedoch «nicht ausgeschlossen», dass Familienmitglieder aus der fünften oder der sechsten Generation wieder in diese oberste Führungsriege hineinwachsen. «Voraussetzung sind jedoch die Eignung, die Kompetenz und der richtige Zeitpunkt», sagte Schindler.
Einige Familienmitglieder seien derzeit operativ tätig wie Tobias Staehelin oder Carole Vischer – ein Neffe und eine Nichte von Schindlers Cousin Luc Bonnard, die beide im Verwaltungsrat der Holdinggesellschaft vertreten sind. Alfred Schindler selbst ist als «Chairman Emeritus» im Gremium vertreten und will dort bis zum 150-Jahr-Firmenjubiläum im Jahr 2024 im Amt bleiben.
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