Wacker besiegt den BSVDer Derbyspezialist schlägt wieder zu
Im Handball geht das Berner Duell an die Thuner – nicht zuletzt weil deren Keeper Marc Winkler abermals glänzt.

Nein, heute nicht. Als Ante Kaleb den BSV Bern nach 26 Minuten 15:10 in Führung bringt, scheint Wacker schon fast entscheidend distanziert. Einen konfusen Eindruck machen die Thuner in dieser Phase. Dieses Derby, denkt man sich in diesem Augenblick, werden sie nicht auch gewinnen.
Der Auftritt der Oberländer gerät zu diesem Zeitpunkt fast schon desaströs; gerade gelingt ihnen: so gar nichts. Das Überzahlspiel missrät Mal für Mal, und Anführer Lukas von Deschwanden, bis dahin stark, wirkt nun ausgelaugt, müde; auf einmal hat auch er begonnen, Fehler zu machen.
Der BSV ist also dabei, seinen sechsten Ligaerfolg in Serie zu realisieren – und erstmals in dieser Saison das Duell gegen den Kantonsrivalen zu gewinnen. Den Ausfall Samuel Weingartners hat er fürs Erste locker weggesteckt. Er, in Abwesenheit des verletzten Lucas Rohr der Abwehrchef, wurde des Feldes verwiesen; dem Vernehmen nach hatte er Gegenspieler Yannick Schwab beleidigt.
Den Gästen ist anzumerken, dass sie über deutlich mehr Selbstvertrauen verfügen als auch schon. Einen grundsoliden Auftritt legen sie hin. Und das reicht im ersten Umgang gegen teils schwache Hausherren allemal.

Wie so oft in derlei Partien finden die Thuner aber einen Weg zurück. Sie verringern den Rückstand noch vor der Pause und sind in der Folge die etwas bessere Mannschaft. Nach 40 Minuten und zwei Dritteln Spielzeit egalisieren sie erstmals wieder, Janick Sorgen trifft zum 19:19.
Das «Privatduell» mit Berns Getzmann
Das Spiel ist nun superumkämpft und ausgesprochen ereignisreich, hoch emotional geht es auf dem Feld zu – Derby eben. Martin Rubins Team scheitert immer wieder an Marc Winkler, Wackers Keeper, dem abermals in einer Begegnung mit dem BSV eine herausragende Leistung gelingt. In der hiesigen Handballszene fast schon Kultstatus erlangt haben seine «Privatduelle» mit Simon Getzmann, dem nicht minder leidenschaftlichen Rechtsflügel, mit dem er in Thun einst zusammenspielte.
13 Paraden totalisiert er am Mittwochabend; er sollte nach der Partie zum besten Spieler der Thuner gekürt werden. Die Stadtberner verzweifeln erneut an Derbyspezialist Winkler.
Während dessen Mitstreiter Nicolas Raemy in der Schlussphase mit entscheidenden Aktionen glänzt, findet sich aufseiten der Gäste bis zum Schluss kein Aufbauer, der an jenem Tag aus dem Spiel heraus stete Gefahr ausübt. Ein gewichtiger Faktor bei ihnen ist Kreisläufer Hannes Nyström, der immer wieder gekonnt in Szene gesetzt wird und seine gehobene Klasse demonstriert. Neun von zehn Chancen verwertet er – in der Schlussphase scheitert sogar der stärkste Feldspieler an Winkler.
32:31 gewinnen die Thuner zu Hause vor 1120 Zuschauern. Sie entscheiden damit auch das dritte Derby der Saison für sich – was insofern bemerkenswert ist, als die Stadtberner zuletzt den besseren Eindruck gemacht, unter anderem Pfadi Winterthur geschlagen haben und in den Testspielen zwischen den beiden hiesigen Teams zumeist siegen.

Remo Badertschers Equipe schliesst in der Tabelle zum sechstplatzierten BSV auf. 21 Punkte und 3 Zähler Rückstand auf die Ränge 4 und 5 weisen die Berner Mannschaften vier Runden vor Qualifikationsende auf. Gelingt ihnen keine Steigerung, treffen sie im Playoff-Viertelfinal auf die Spitzenclubs Kadetten Schaffhausen und Pfadi. In den Best-of-5-Serien ab April wären sie zwar nicht chancenlos, aber klarer Aussenseiter.

Dass es in dieser Saison weitere Derbys geben wird, ist ohnehin unwahrscheinlich. Vermutlich spielten von Deschwanden sowie Jonas Dähler und Luca Linder zum letzten Mal gegen den BSV. Die Routiniers hören auf; Reto Friedli, ihr langjähriger Wegbegleiter, hat sich bereits 2021 zurückgezogen. Aus der goldenen Thuner Generation verbleibt einzig Winkler; er ist mit 35 Jahren der Älteste.
Dass er weitermacht, ist für die Stadtberner, nun ja, keine gute Nachricht.
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