Der Blick von aussen
Auf ungewohnte Art geht die Gemeinde Wyssachen ihre Ortsplanungsrevision an: Sie liess sich durch Studierende der Hochschule Luzern von aussen analysieren.

Lieber Wandrer merk es Dir, Chäs und Anke gibt es hier. Lass Dich nicht verdriessen, beides zu geniessen. Ob es heiss sei oder kühl, kehre ein im Dürrenbühl.
So steht es an der Fassade der Käserei in Dürrenbühl, Wyssachen. Es ist jedoch nicht dieser Spruch, der einer Gruppe Studierender der Hochschule Luzern ins Auge gestochen ist, als sie der Gemeinde im Rahmen ihres Zertifikatslehrgangs Gemeinde- und Stadtentwicklung einen Besuch abstattete. Sondern die Qualitäten des Ortes als Platz.
Zu diesem gehört der Chäsiladen, der seit der Schliessung der eigenen Postfiliale zudem deren Agentur betreibt. Dann fliesst die Wyssachen unmittelbar daneben vorbei. Schliesslich – das beweisen die gelben und roten Wegweiser – führt nicht nur ein Wanderweg über diesen, sondern seit neuestem auch die Herzschlaufe für E-Biker rund um den Napf.
Das alles, gab sich eine Gruppe der Studierenden überzeugt, als sie im Mittwoch ihre Ergebnisse präsentierte, sind ideale Voraussetzungen für einen attraktiven Begegnungsplatz. Denn dort können sich nicht nur die Einwohner beim Einkauf treffen, sondern auch Gäste auf einem Zwischenhalt.
Verschwunden
Dass solche Begegnungsorte in Wyssachen verschwunden sind, war den Studierenden mehrfach geklagt worden, als sie sich in der Bevölkerung umhörten. Sie taten dies im Rahmen eines Auftrages, den der Gemeinderat den Instituten für soziokulturelle Entwicklung sowie Betriebs- und Regionalökonomie der Hochschule Luzern erteilt hatte.
Auslöser waren die letztjährige Klausursitzung des Gemeinderates sowie die anstehende Revision der Ortsplanung, wie Gemeindepräsident Hans Peter Baltensperger erklärte. Die 25 Studierenden erledigten ihre Aufgabe in selbst organisierten Gruppen im Rahmen eines Leistungsausweises.
Gezielt aufwerten
Der Begegnungsort war eines der Begehren, die die Studierenden aus der Bevölkerung aufnahmen. Eine zweite Gruppe sah die Lösung dafür allerdings nicht in Dürrenbühl, sondern in einer Aufwertung der Hauptstrasse zwischen dem Parkplatz bei der Gemeindeverwaltung und der alten Dorfschmiede. Tempo 30, verbunden mit einer gezielten Aufwertung und Umnutzung von Liegenschaften, könnte dieser den Zentrumscharakter zurückbringen.
Ein weiteres Sorgenkind von Wyssachen ist die Anbindung an den öffentlichen Verkehr, ist doch der Fahrplan der Buslinie nach Huttwil unattraktiv und das Angebot gefährdet. Auch hier zeigten die Studierenden Möglichkeiten auf: zur Stärkung des Busses einerseits, zum Beispiel mit Park-and-Ride-Parkplätzen an den Haltestellen. Andererseits mit Alternativen, vom einfachen Mitfahrbänkli bis zur Mitfahr-App und zum Carsharing.
Viel Potenzial
In der Vergangenheit sicherte sich Wyssachen seinen Entwicklungsspielraum mit neuen Bauzonen. Im Sager entstand ein Einfamilienhausquartier. Künftig verbaut die Raumplanung diese Möglichkeit. Das würge jedoch die kleinen Nebenausgemeinden nicht ab, machte eine Gruppe klar, indem sie das Potenzial von Um- und Aufzonungen aufzeigte.
Aus der Bevölkerung erntete diese Darstellung jedoch auch Widerspruch: Wyssachen bestehe nicht nur aus dem Dorf, sondern auch aus einem grossen Streusiedlungsgebiet. Dort jedoch sei der Handlungsspielraum nicht landwirtschaftlicher Liegenschaftsbesitzer zu eingeschränkt, wurde moniert, was auch Gemeindepräsident Hans Peter Baltensperger bestätigte.
Ortsplanungen sind langwierige und komplexe Aufgaben. Es brauche deshalb einen langen Atem, betonten die Studierenden. Trotzdem sei es wichtig, rasch erste Resultate vorzuweisen, damit die Bevölkerung auch spüre, dass ihre Anliegen ernst genommen würden und nicht nur Papier produziert werde.
Handeln – und darüber reden
Im Dürrenbühl könnten dies einfache Sitzbänke und ein Brunnen sein, zeigte die Gruppe auf, die diesen Vorschlag ausgearbeitet hatte; allenfalls könnte sie gleich mit einer Ladestation für die neueste Art der Gäste kombiniert werden – die mit den E-Bikes. Später könnte die Umgebung durch Auf- und Umzonung nachverdichtet und das Ufer der Wyssache aufgewertet werden.
Schliesslich gelte es, dies nicht einfach im Stillen zu erreichen, sondern jeden Fortschritt jeweils gebührend mit der Bevölkerung zu feiern. «Chips reichen dafür nicht», betonte einer der Studierenden in der Schlussrunde der Präsentation. Bei den Wyssacherinnen und Wyssachern rannte er damit offene Türen ein: Anschliessend schritt man gemeinsam zum Apéro riche.
Es war heiss, man kehrte ein, wenn auch noch nicht im Dürrenbühl.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch