Klare SCB-NiederlageDer Berner Tiefpunkt mit viel Slapstick
Der SC Bern verliert im neunten Saisonspiel zum siebten Mal. Beim 1:4 in Lausanne passt im SCB-Spiel praktisch nichts zusammen.

Bei den Gegentoren kam im Mitteldrittel zwar auch Pech dazu. Bereits bei Christoph Bertschys Tor, dem erst zweiten Lausanner Powerplaytreffer der Saison, half der Zufall ein wenig mit. So, wie der Stürmer traf, war nicht gewollt. Das war das 2:0 in Minute 28. Doch dann kam das 3:0 fünfeinhalb Minuten später, statistisch der erste NL-Karrieretreffer des Lausanners Emilijus Krakauskas. Statistisch, weil er als letzter LHC-Spieler an der Scheibe war.
Die letzten fünf Puckberührungen kamen aber von vier verschiedenen Berner Spielern auf engstem Raum im Slot – ein Slapstick-Flipper-Eigentor, nicht reproduzierbar, unfassbar, sinnbildlich aber für den SC Bern an diesem Abend. Es lief nichts beim SCB. Gar nichts. Und Krakauskas stand neben dem Berner Tor und, so sehr er es wohl auch unterdrücken wollte, lachte und lachte.
Das Lachen war dem SC Bern da längst vergangen. Denn so sehr die Gegentreffer unglücklich oder gar zufällig fielen, der 0:3-Rückstand nach 40 Minuten hatte nichts mit Pech zu tun.
Es war von Anfang an schlecht, was Bern zeigte. Nur mit 0:1 lag der SCB nach dem Startdrittel im Rückstand, das alleine war noch zu verkraften. Doch all die vielen, kleinen Fehler, diese kleinen schlechten Entscheide, die dem Gegner Raum und damit Torchancen offerieren, die waren nicht nur ein oder zwei Mal zum Haareraufen.
Ein schlechter fliegender Wechsel bescherte Lausanne schon nach zwei Minuten einen 3-gegen-2-Konter, dass ihn die Waadtländer vertändelten, zeigte eben auch: Das Selbstvertrauen beim Tabellenletzten war zunächst auch nicht gross. Es war aber ein erneut schlechter Wechsel, der Lausanne das 1:0 ermöglichte. Gregory Sciaroni fand sich in der Rolle der Aushilfe in der Abwehr wieder, er ist Stürmer, er reagierte falsch. Guillaume Maillard stand danach alleine vor Philip Wüthrich und traf souverän.
All diese vielen Fehler
All die Unzulänglichkeiten, die in Bern in den ersten acht Spielen so oft Trainerstaff genauso wie die Anhänger ratlos machten, sie waren immer noch da. Der SCB, der im Aufbau Mühe hat das gegnerische Forechecking zu überwinden. Der SCB, der diese gefährlichen Schüsse von der blauen Linie zulässt, weil die Zuordnung nicht stimmt. Der SCB, der zu viele der «50:50»-Zweikämpfe verliert und auch darum den Gegnern zu einfach Chancen zugesteht. Dieses Spiel in Lausanne war diesbezüglich der Tiefpunkt der Saison, so hilflos, wirr und verzweifelt sah das phasenweise aus.
Dass im Schlussdrittel ein kleines Aufbäumen erfolgte und Dominik Kahun noch auf 1:3 verkürzte, war zwar nicht unwichtig. So, wie der SCB vor allem im Mitteldrittel auftrat, konnte er das Spiel nicht beenden, das wäre eine Bankrotterklärung gewesen. Dennoch wird dem neuen SCB-Coach Johan Lundskog die Arbeit nicht ausgehen. Auf Glücksgötter konnte er in Lausanne definitiv nicht hoffen. Am Ausgang des 1:4-Kontertors von Cory Emmertons stand ein gebrochener Stock von SCB-Verteidiger Ramon Untersander.

Offensiv blieb der SCB grösstenteils zahm, auch sein mit sechs Treffern bislang klar torgefährlichster Stürmer, Cory Conacher, blieb blass. Allerdings, und das sagen auch die Analytics, ritt der Kanadier bislang auf einer wahren Glückswelle: Fast jeder dritte Schuss war bis zum Lausanne-Match ein Treffer, zu Abschlüssen im Slot kam er deutlich weniger als andere Berner, für regelmässige Torgefahr sorgte er auch nicht. Er war schlicht extrem effizient – normalerweise folgen auf solche Hochs entsprechende Tiefs. Das Letzte, was der SCB noch brauchen kann …
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